Do, 23.08.2007

Diskussionsveranstaltung der Jahrgangsstufe 12 mit Ministerpräsident Roland Koch in der Hessischen Staatskanzlei

Von freigelassenen Löwen und souveränem Landesvater

„Bitte entschuldigen Sie mein Zuspätkommen, ich habe gerade noch ein paar Löwen freigelassen.“ Dass es ganz entgegen seiner Gewohnheit ist, Absprachen nicht einzuhalten, nimmt man ihm unbesehen ab. Korrekt aber schlagfertig, ganz Landesvater, dem insbesondere seine Hansenberger am Herzen liegen, meisterte Roland Koch diese „Verspätungshürde“ ebenso souverän wie die schon traditionell zu nennende Diskussionsrunde mit den 12.-Klässlern, die natürlich dafür Verständnis zeigten, dass der Ministerpräsident zunächst besagte Löwenausstellung hatte eröffnen müssen. Zumal er das Versprechen, die versäumte Zeit nachzuholen, letztendlich – soviel sei vorab angemerkt – in der Tat einhielt.

Im beeindruckenden Ambiente des beflaggten, Mahagoni vertäfelten Büchner-Saals, empfangen wie Staatsgäste – Damast gedeckte Stehtische mit floralen Arrangements, im Randbereich ein Büffet mit diversen Kanapees, die Xenie bestehend aus Hessenwappen gezierter Tasche samt Notizblock, Kugelschreiber und weiteren Kleinigkeiten griffbereit – konnte man sich der Aura der Hessischen Staatskanzlei nur schwerlich entziehen. Ebenso wenig wie der des gut vorbereiteten Ministerpräsidenten, der für den Fall der eingetreten Fälle vorgesorgt hatte, und die Gruppe Gerlinde Borchmann anvertraute. Die Kabinetts- und Landtagsreferentin überbrückte so auch die Wartezeit mit einer informativen Präsentation, die auf die Diskussion einstimmte.

Geistig angeregt und schmackhaft verköstigt, starteten die Schüler anschließend in das nicht minder anregende Gespräch, in dem Koch zunächst hervorhob, dass die Internatsschule „eine Umgebung geschaffen hat, die die Chance bietet etwas besonderes zu leisten, aber nicht den Zwang.“

Das von den ursprünglich angedachten fünf Themenblöcken letztendlich nur drei aufgegriffen werden konnten, als da wären Umwelt-, Familien- und Schulpolitik, ist ein Indiz für die engagierte, gut vorbereitete Partizipation beider Seiten, die eine teils kontroverse, teils einhellige Argumentation hervorbrachte. Wenn auch nicht uneingeschränkte Meinungsgleichheit erreicht werden konnte, so ist das gewiss mehr im Sinne von guter, gelebter Demokratie zu sehen, denn als negativ belasteter Antagonismus. Eine erfreuliche Tatsache, die nicht zuletzt auch der Souveränität des Ministerpräsidenten zugeschrieben werden kann, mit der er auch Zweifler beeindruckte und bestätigte. Einerlei ob hoher Politiker, Staatsgast oder eben auch Schüler: Roland Koch weiß sich einzustellen und menschliche wie politische Überzeugungsarbeit zu leisten.