Di, 23.02.2016

Die Theatergruppe Requisit zu Gast am Hansenberg

„Das war doch meine Religion…“

Am 24. Februar 2016 besuchte die Theatergruppe Requisit die Bühne der Internatsschule Schloss Hansenberg. Nicht nur für uns, auch für sie war dieser Besuch ein Debut, denn die Schauspieler waren noch nie an einer Internatsschule gewesen. Nur mit Hilfe ganz weniger Requisiten, aber der großartigen Unterstützung durch die Ideen des Publikums, konnten die anwesenden Schüler, Lehrer und Sozialpädagogen über die Kunst des Improvisierens im Theater staunen. Die Variationen reichten von Szenendreiecken bis zu einer Genreachterbahn, in der ein und dieselbe Szene (die Suche nach dem Nirvana im Raum der Stille) in acht verschiedenen Genres dargestellt wurde.

Nach einer halbstündigen Pause erfolgte der Teil, der viele Schüler wohl am meisten beeindruckt hat: die Gesprächsrunden mit der Schauspieltruppe, die bis auf die Projektleiterin Nora Staeger aus ehemaligen Suchtmittelabhängigen besteht. Die Schüler zeigten sich sehr interessiert an der Vergangenheit der jeweiligen Schauspieler. Da war zum Beispiel Sascha, der sich selbst irgendwann einfach nichts mehr wert war und der alles für „diese Euphorie“ getan hätte, die ihm die Drogen verschafft habe. Oder Heinz der den Schülern erst einmal den wesentlichen Unterschied zwischen Sucht und Abhängigkeit verständlich erklärte und allen bewusst machte, dass nahezu jeden Abhängigkeit ein „Fulltime-Job“ sei, dem man sich nicht einfach entziehen könne. Für ihn sei das zeitweise noch viel mehr gewesen: eine Religion.

Nach all den ungeschönten, authentischen und ja, häufig auch schockierenden Ausführungen, erzählte Heinz außerdem, dass er jetzt, nach 22 Jahren Clean-Sein, eine ganz andere Sicht auf die Dinge habe: „Konsum ist unwichtig geworden. Natürlich habe ich auch mein Smartphone oder mein Motorrad. Aber wenn das nicht da ist, dann mache ich mir da auch keine Gedanken darüber.“

Ob er uns noch etwas mit auf den Weg geben könne?

„Ja“, sagt Heinz, „Ich hoffe, dass ihr frei von Abhängigkeiten bleibt. Ich vergleiche das gerne mit einer Klaviertastatur. Wer alle Tasten spielt, kann die schönsten und buntesten Melodien erzeugen. Wer nur eine Taste drückt, der lebt monoton. Haltet euer Leben bunt!“

Und zum Sinn seines Lebens, der mit den Jahren auch erst mal wieder entstehen musste: „Ich will etwas hinterlassen, den Menschen etwas Gutes tun, ihnen helfen. Und wenn ich heute hier rausgehe und merke, dass ich auch nur ein, zwei von euch zum Nachdenken anregen konnte, dann habe ich etwas hinterlassen.“

Ich denke, das haben Heinz, Sascha und die anderen geschafft. Sie haben etwas hinterlassen, was den ein oder anderen zum Nachdenken bringen konnte. Danke dafür!

An dieser Stelle auch noch ein herzlicher Dank an die Schulleitung, den Alumniverein und den Schulelternbeirat, die diese Veranstaltung ermöglicht haben!