02. - 03.12.2010

Die Theatergruppe der ISH gibt „Faust I“ von Johann Wolfgang von Goethe

Faust, Mephisto: Wechselt Euch!

„Habe nun, ach, Philosophie, Juristerei, Medizin, und leider auch Theologie durchaus studiert, mit heißem Bemühn“. Wer kennt nicht das berühmte Zitat, das die Gelehrtentragödie in „Faust I“ einleitet. Die „Prinzen des Rheingaus“, eine Theatergruppe der Internatsschule Schloss Hansenberg, hat sich auch des Rests der Tragödie angenommen und in einem zweistündigen Theaterabend umgesetzt. „Faust I“ zeigt die Folgen und Konsequenzen, die ein Pakt zwischen einem Professor und dem Teufel mit sich bringt. Im Verlauf der Handlung offenbart sich die Unvereinbarkeit von menschlichem Handeln und teuflischen Absichten vor dem Hintergrund der wahren Liebe von Faust zu Gretchen. Im Sinne einer Tragödie endet das Stück unerfreulich für die Hauptfigur, in diesem Falle Faust, denn Gretchen verstirbt.

Im Grunde könnte man das Stück mit drei Schauspielern nachvollziehbar aufführen; unter den Schülern wird Theater am Hansenberg allerdings großgeschrieben. So ergab sich eine Gruppe von 13 Schauspielern, alle gewillt als Faust, Mephisto oder Gretchen in Aktion zu treten. Nicht zum ersten Mal am Hansenberg war der Andrang auf eine AG so groß, dass ein Kompromiss gefunden werden musste, die die Schüler gleichzeitig vor eine große Aufgabe stellte: Der Text wurde aufgeteilt und in Abschnitten den Akteuren zugewiesen. Faust und Mephisto wurden von den gleichen Schülern gleichzeitig gespielt. So war es möglich, dass ein Faust in spe in der nächsten Szene als Mephisto auf der Bühne stand. Dies bedeutete formal, dass jeder männliche Darsteller zwei Rollen in Mimik, Gestik, Sprachbild und Gefühl interpretieren und umsetzen musste. Zu Anfang der Proben erschien dies ein unüberwindbares Hindernis, das Schauspiel war ein Gemisch aus Faust und Mephisto, doch durch zahlreiche Proben hinweg stellte sich ein wachsender Fortschritt ein, der bis zu den Aufführungen am 3., 4. und 5. Dezember in der Perfektion der theatralischen Schizophrenie endete.

Zwar wird am Hansenberg schon viel nur durch Schülerhand geleitet, allerdings hatten die „Prinzen des Rheingaus“ - wie alle Theatergruppen - die unentbehrliche Hilfe Gerhard Müllers. Neben dem ISH eigenen Regisseur gebührt auch unserem Souffleur Jan Niclas Wolf und unserem Pianisten Sebastian Osowski großer Dank, die „mit heißem Bemühn“ sich zahlreicher Text- und Musikstudien beflissen haben und somit den Aufführungen zu großer Begeisterung im Publikum verholfen haben.

Im Sinne der aristotelischen „Katharsis“ kann man die drei Abende als gelungen bezeichnen. Da die Gruppe nur aus Schülern des 13. Jahrgangs besteht, war dieses Projekt ihr Letztes. Freuen kann man sich aber auf die nachrückenden Jahrgänge, die als nächstes Stück Kleists „Amphitryon“ aufführen werden.