06. - 07.05.2010

Die Theater-AG der ISH unter der Leitung von Dr. Müller präsentiert das Stück „Das Haus des Richters“ von Dimitré Dinev

Der neue Minotaurus – “Das Haus des Richters”

Wo Menschen zu Bäumen und Stiermasken zum Sexsymbol werden…

Ein alter Mythos – neu aufgezogen und doch den berüchtigten antik griechischen Tugenden treu geblieben: Liebe, Sex, Enttäuschung, Ehebruch, gebrochene Herzen, Gefahr, Verbrechen und Gerechtigkeit, was immer das sein mag. Besonderen Stellenwert nimmt jedoch die innere Tektonik der Familie ein – Rivalität, Ablehnung, Verständnis und Unverständnis.

Richtig, es ist wieder Theater-Time am Hansenberg! Die schon bühnenerprobten Rheingau-Prinzen stellten diesmal, am 7. und 8. Mai 2010 und erneut unter Herrn Dr. Müllers Leitung, “Das Haus des Richters” von Dimitré Dinev bühnenreif auf die Beine. Keine leichte Kost, man musste sich darauf einlassen – doch man tat es gerne.

Die Hansenberger lieben ihre Theateraufführungen, jedes Mal füllt sich die Aula aufs Neue – mit Schülern, Eltern und Nachbarn. Und auch wenn mal eine blond gelockte Tochter “Verpiss dich” brüllend über die Bühne springt und jeder mal mit jedem irgendwie… Das Stück hatte für jeden Geist etwas in petto – und ist es nicht viel persönlicher – und aufregender –wenn die eigenen Freunde auf der Bühne stehen?

Inhaltlich bleibt Dinev relativ nah an der Minotaurus-Vorlage. König, bzw. hier Richter Minos (Marcel Kahl) will seinen „Sohn“ Minotaurus (Tom Pinsker) endgültig aus dem Weg räumen und lässt vom Meister und weithin für seine handwerkliche Begabung bekannten Daidalos (Mirko Griesel)und dessen Sohn Iko (Marc Selzer) ein Haus, ein perfektes und unüberwindbares Labyrinth bauen. Während seine Frau (Luisa Hohmann) erneut ihre Liebe für den Baumeister entdeckt, versuchen die drei Töchter (Hannah Gies als besonnene Älteste, Mirjana Ruppel als hemmungslose Verführerin und Vitalia Safronova als verträumte Baumliebhaberin) mit der Liebe zurechtzukommen. Dabei entschärfen die wechselseitigen Beziehungen – mal gegenseitiges Haltgeben, mal Rivalität, die die Schwesternliebe auf eine harte Probe stellt – und das mal zickige, mal gutmütig belächelnde Mutter-Tochter-Verhältnis nicht gerade die eh schon die gespannte Familiensituation. Auch der Hausherr weiß nicht so Recht, wie er mit seiner Langzeitaffaire, der Erzieherin und Haushälterin (Isabella Sztwiertnia), fortfahren soll. Dazu kommen die Gewissensbisse und Bedenken in Bezug auf das Wegsperren des Sohnes. Was ist eigentlich das Problem mit dem „Sohn“? Woher kommt die emotionale Ablehnung des Vaters gegenüber Minotaurus?

Und als dann noch ein Dieb (Sönke Wassermann) mit seinem Komplizen (Yannik Lockner) auftaucht, der nicht nur mehr als einer Tochter den Kopf verdreht, sondern auch schlussendlich den Minotaurus erschießt, ist der allgemeinen Verwirrung genüge getan.

Auch wenn Dinev sein Stück als „eine Geschichte von Verlierern“ beschreibt, in der „jede Figur Verluste erleidet“, so hat vermutlich jeder irgendwie bereichert die Aula verlassen – ob aufgrund der tollen schauspielerischen Leistung, der speziellen Schwerpunktsetzung, der Situationskomik oder der ganz eigenen Freitag-/Samstagabend-Hansenberg-Theater-Stimmung.

Wer auch nach dem mittlerweile zweiten Stück der Rheingau-Prinzen noch nicht genug von dem Ensemble hat, sollte sich den Dezember schon mal freihalten – Faust I lässt grüßen…