So, 12.07.2015

Die Sieger des Wettbewerbs „Präsentieren & Gewinnen“ werden geehrt

INKLUSION IN DER ARBEITSWELT - DAS BESTE FÜR ALLE?

Forum „Präsentieren und gewinnen“ am Hansenberg

„Ja, wir fordern eine Verankerung des Rechts auf Arbeit im Grundgesetz, ähnlich wie in der Verfassung von Nordrhein-Westfalen (NRW, Art. 24). Ja, wir wollen allen Menschen eine gerechte Chance auf Teilhabe am Leben unserer Gesellschaft ermöglichen. Ja, wir wollen echte Inklusion auch für Schwerbehinderte, notfalls durch ein stark ausgebautes System von Tagesförderstätten und Werkstätten unter einem Dach. Denn: Das Ergebnis unserer Recherche und der Konzeptidee zeigt, Inklusion ist auch eine Chance für die ganze Gesellschaft!“

Mit diesen klaren Forderungen hatten die drei Gewinner des Schüler-Wettbewerbs „Präsentieren und gewinnen“ (initiiert von der Frankfurter Rundschau, der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände und der Landesarbeitsgemeinschaft Schule-Wirtschaft) deutliche Position bezogen. Und sie ernteten in der anschließenden Debatte bei den über 80 Zuhörern, darunter Schüler, prominenten Politiker, Verbandsvertreter und Sozialorganisationen sehr viel Anerkennung dafür.

Im Wettbewerb wurden drei prämierte Arbeiten unter 32 Kursen aus 21 Schulen des Landes Hessen vorgestellt. Eine prominent besetzte Jury hatte die drei Sieger ausgewählt: Stefan Schulte, Vorstandsvorsitzender der Fraport AG, Tilman Wittershagen, Sprecher der Geschäftsleitung der Deutschen Bank, sowie der Chefredakteur der Frankfurter Rundschau, Arnd Festerling, hatten diese schwere Aufgabe übernommen.

Die Sieger der Internatsschule Hansenberg aus Geisenheim sind die 17-jährigen Schüler Niklas Jakobs, Frederic Hoffmann und Moritz Hagemann. Im Rahmen des Wettbewerbs recherchierten die drei intensiv zum aktuellen Thema „Inklusion“ sowohl politische, rechtliche, ökonomische als auch ethisch-soziale Aspekte. Dazu interviewten sie im April u.a. den Bürgermeister der Stadt Geisenheim, Frank Kilian und Frau Drückler, die Behindertenbeauftragte der Stadt. Auch das inklusiv organisierte Management des Kinos der Stadt Geisenheim, und die Projektleitung der Behindertenwerkstätten Rheingau, besonders Werner Thorn, wurden mehrmals besucht und zu Chancen und Schwierigkeiten der Inklusion gründlich befragt. Die drei Unterprimaner sprachen unter anderem im Mai auch mit Alex Schillo, Mitarbeiter in der Werkstatt für Menschen mit Behinderungen in Aulhausen, und seiner Betreuerin.

Schon im Februar hatte das Team die örtliche Schwerbehindertenbeauftragte für die Schulen Victoria Gulitz befragt. Sie berichtete ausführlich über das betriebliche und schulische Eingliederungsmanagement von Behinderten und zeigte Nachteilsausgleiche und Beteiligungs- und Schutzrechte der Verbände und Personalräte an den Schulen der Region auf.

Was die drei Jugendlichen dann aber vor allem bewegte, ist die Frage, wie Inklusion (also das selbstverständliche Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderungen) in der realen Arbeitswelt funktionieren kann. Dafür haben sie die rechtlichen Grundlagen für Inklusion geklärt, die diversen politischen Positionen beschrieben, und nachgefragt, wie weit Inklusion tatsächlich schon umgesetzt ist. Besonders markant nach Meinung der anwesenden Gäste: Die gelungene Bedürfnisanalyse der wesentlichen Akteure Staat, Arbeitgeber, Gesellschaft und Betroffene, die direkt einmündete in ein ausgefeiltes, nahezu „erprobungsfähiges“ Gesamtkonzept verbesserter Inklusion in Hessen.

Um Inklusion auch erfolgreich in die Arbeitswelt zu bringen, hatte das Team einige Konzeptideen ausgearbeitet. Beispielsweise betonten sie die Vorteile einer Gruppenvermittlung von mehreren behinderten Menschen in Unternehmen, um die gewohnten Sozialstrukturen für Behinderte zu erhalten. Die Unternehmen sollen in Form von direkten Ausgleichszahlungen oder Hilfe beim bürokratischen Aufwand entlastet werden.

Die Referenten hoben während ihrer Präsentation hervor, dass das Haupthindernis der Inklusion weniger in den tatsächlichen Grenzen der behinderten Bürger liegt, sondern vielmehr in den Köpfen und in der Einstellung der Gesellschaft. Daher war eine der Hauptaussagen der Präsentation ein Appell an die Anwesenden und an die gesamte Bevölkerung, ihr eigenes Bewusstsein zu stärken. Denn eine wahrhafte Inklusion finde als erstes im Kopf statt, so das engagierte Dreier-Team.

Das Fazit des Siegerteams ist klar: Jeder Mensch sollte das Recht auf Arbeit haben, und die drei Sieger wollen dieses Recht auch in der realen Arbeitswelt möglichst umfassend verankert sehen. Denn Inklusion, das ist ihrer Ansicht nach vor allem einen Chance für die gesamte Gesellschaft.



Hier der Artikel der Frankfurter Rundschau zu der Veranstaltung. Weitere Informationen unter www.schule-wirtschaft-hessen.de.