Di, 05.09.2006

„Deutschland im globalen Standortwettbewerb: Befunde und Perspektiven“; Vortrag von Prof. Dr. Hüther

Am Mittwoch, den 6. 9. 2006 hatte sich fast der gesamte Hansenberg versammelt, um den Vortrag des Prof. Dr. Michael Hüther zu erleben.Aus allen Jahrgängen hatte man sich zusammengefunden, nachdem die Veranstaltung im Vorfeld hinreichend bekannt gemacht worden war. Der Titel „Deutschland im globalen Standortwettbewerb – Perspektiven und Befunde“ baute denn auch hohe Erwartungen auf.

Nachdem einige einleitende Worte durch Herrn Kauter gesprochen waren, stellte Herr Dr. Bernöster, der den Vortrag organisiert hatte, den Professor vor. Hierbei ging er auf den beruflichen Werdegang und die beachtliche Karriere Hüthers ein, die sowohl eine Promotion zum Thema „Integrierte Steuer- und Transfersysteme“ als auch Tätigkeiten als Generalsekretär im Sachverständigenrat oder im Arbeitskreis Steuerschätzung im Bundesfinanzministerium und als Chef-Volkswirt der Deka-Bank aufweist. Er schloss mit der gegenwärtigen Tätigkeit Hüthers als Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln. Dann begann die eigentliche Präsentation.

Anfangs ging Hüther auf den Strukturwandel der deutschen Wirtschaft seit 1950 ein und lieferte eine anschauliche Definition der Marktwirtschaft. Diese sei „Ein System, in dem jeder macht was er will, keiner macht was er soll, in dem aber alle mitmachen.“ Durch diese lockere Einleitung hatte er sein Publikum für sich gewonnen. Es entwickelte sich ein spannender und aufschlussreicher Vortrag.

Hüther referierte über die Bedeutung des Wachstums, welches er sowohl als die „Möglichkeit eines jeden wirtschaftlich relevanten Menschen, jeden Morgen aufzustehen und etwas zu verändern“, als auch als DAS Problem der deutschen Wirtschaft titulierte.

Im weiteren Verlauf des Abends zeigte er an verschiedenen Grafiken auf, mit welchen Problemen die deutsche Wirtschaft in Zukunft konfrontiert werden wird. Dabei erwähnte er das Phänomen des Outsourcings, also der Aufteilung eines Herstellungsprozesses auf verschiedene Standorte, die zunehmende Globalisierung der Wirtschaft und den Vorgang der Tertiarisierung, des immensen Zuwachses des tertiären Dienstleistungssektors an der Gesamtwertschöpfung eines Landes. Doch auch die Vorteile ebendieser Phänomene stellte er heraus, indem er erläuterte, was passieren würde, wenn ebendiese Vorgänge nicht auftreten würden. Um die Zukunft der deutschen Wirtschaft brauche man sich also, so Hüther, derzeit keine immensen Sorgen zu machen, denn eine „allgemeine Panikmache“, wie sie von kritischen Stimmen teilweise betrieben werde, sei alles andere als angebracht. Dies unterstützte er besonders durch die Erwähnung bekannter deutscher Stärken, wie hohe Qualifikation der Arbeitskräfte, ausgeprägte Technologie, das Vorhandensein einer hervorragenden Infrastruktur und eines zuverlässigen Beziehungsnetzes, das Firmen daran hindere, „ohne Weiteres aus Deutschland auszuwandern“.

Während des Vortrages lockerte Hüther die Stimmung im Saal immer wieder durch humorvolle Vergleiche auf, die er jeweils auf das Thema bezog.

Nachdem er etwa eine Stunde lang referiert hatte, führte Prof. Dr. Hüther seine Ausführungen dem Ende zu, indem er noch einmal die Ansatzpunkte hervorhob, mit denen die deutsche Wirtschaft einer stabilen Zukunft entgegenblicken könne. Denn Niedriglohnländer wie die VR China hätten ebenfalls ihre Nachteile, da hier die Gefahr der Ausbeutung bestünde. Deswegen böten oft auf den ersten Blick wirtschaftlich unattraktivere Länder eine bessere Alternative.

Obwohl Herr Hüther die ihm zur Verfügung stehende Zeit als knapp bemessen bezeichnete (er halte etwa 100 Vorträge im Jahr), erklärte er sich im Anschluss an den Vortrag noch bereit, sich den kritischen Fragen der Zuhörerschaft zu stellen. Diese wollten unter anderem wissen, inwiefern Wettbewerb in der Bildung die Qualifikation in Hinblick auf das Berufsleben erhöhen könnte (Modell der Bildungsgutscheine). Auch das Ziel der Bildung von Clustern, also wirtschaftlichen Ballungsräumen, wurde, nachdem es bereits im Vortrag erwähnt worden war, noch einmal angeschnitten. Auf die Fragen antwortete Hüther umfangreich und präzise, stellte noch einmal die im Vortrag geschilderte Position dar und unterlegte seine Aussagen durch Beispiele.

Nachdem einige Fragen beantwortet worden waren, wurde das Kolloquium aus zeitlichen Gründen beendet. Insgesamt ist der Abend also als vollkommen gelungen zu bezeichnen. All jenen, die dem Vortrag gelauscht haben, sind in Sachen Wirtschaft sicher wichtige Zusammenhänge klar geworden. An dieser Stelle möchten wir uns also sowohl bei Herrn Hüther als auch beim Organisator, Herrn Bernöster, recht herzlich für eine aufschlussreiche Veranstaltung bedanken.