Sa, 16.01.2010

Der Rezitator Lutz Görner gibt eine Benefiz-Veranstaltung, die dem Förderverein der ISH zugute kommt: Opium und Champagnerrausch – 250 Jahre Friedrich Schiller

Lutz Görner spricht Schiller. Stefan Sell spielt Gitarre.

„Ich sehne mich nach einer bürgerlichen und häuslichen Existenz. Es ist das einzige, was ich noch hoffe. Denn allein eine Ehe kann meine extremen Stimmungsschwankungen, die fortgesetzte Kette von Spannung und Ermattung, von Opiumschlummer und Champagnerrausch beruhigen.“ Wer hätte das gedacht? Dieses Zitat stammt von keinem Geringeren als Schiller, Held unserer Deutschstunden und noch besser bekannt als Freund Goethes.

In einem knapp zweistündigen Programm führte Lutz Görner, Schülervater und Rezitator, durch die Lebenswirren Schillers. Görner spricht hierzu von einem doppelten Schiller. Dem vor der Hochzeit, der von Geldsorgen geplagt von Bordell zu Bordell und von Stadt zu Stadt zieht und dem nach der Hochzeit, der nach anfänglichem Eheglück eine fürchterliche Krankheit bekommt und nur 14 Jahre später stirbt.

Ursprünglich wollte Schiller Pfarrer werden, berichtet Görner von dem damals frommen und gottesfürchtigen Jungen. Doch alles kommt anders, und er wird zunächst einmal zum Mediziner ausgebildet. Mit viel Witz und einer famosen Mimik untermalt Görner die widerwärtigen Umstände, in denen der 21 jährige hausen muss. In einem Zimmer, das nebst simpler Möblierung nur einen Haufen Müll enthält, beendet Schiller „Die Räuber.“ Entstanden ist in dieser Zeit auch ein Gedicht mit dem verheißungsvollen Titel „Männer“, anhand dessen sich die doch eher simplen Gedanken Schillers zu dieser Zeit verdeutlichen lassen. Um nur einen kleinen Einblick zu gewähren, sei ein Ausschnitt zitiert:

„Und ihnen dann ihr Halstuch fällt,
und aus den losen Schlingen,
Halbkugeln einer bessern Welt,
Die nackten Brüste springen –

Dann fühl ich mich so recht als Mann
Und nichts kann mich betrüben-
Wer keinen Menschen machen kann,
der kann auch keinen lieben.“

Hoch verschuldet und vor einer belastenden Beziehung zu der verheirateten Charlotte von Kalb fliehend, zieht Schiller von Mannheim nach Sachsen, von wo aus ihm vier unbekannte Verehrerinnen und Verehrer ein Paket mit Geschenken geschickt hatten. Mit diesen verlebt er eine glückliche Zeit, auch weil er und sein ausschweifender Lebensstil durch sie Finanzierung findet. Untermalt von Stefan Sells Gitarre führt Lutz Görner durch Schillers Leben, welches weiterhin von Geldnöten bestimmt ist. Der Zuhörer wird mitgenommen durch turbulente Jahre, bis Schiller schließlich in Weimar ankommt. Entgegen den Erwartungen, von der Freundschaft zu Goethe zunächst keine Spur. Auch eine Frau hatte er da noch nicht und nur durch gutes Zutun seines ehemaligen Geldgebers Körner gelingt es ihm schlussendlich, doch eine Frau an sich zu binden.Insgesamt eine unglaubliche Darbietung, mitreißend und faszinierend. Mit lediglich seiner Stimme und seiner Mimik sowie einem exzellenten Gitarristen gelingt es Lutz Görner, die tragische Stimmung im Leben Schillers einzufangen.