Do, 15.01.2015

Der ehemalige hessische Ministerpräsident Roland Koch ist zu Gast am Hansenberg und diskutiert mit den Schülerinnen und Schülern der Q1 Fragen der Wirtschaftspolitik

Am Freitag, den 16. Januar, besuchte Roland Koch in der fünften und sechsten Stunde die PoWi-LKs des Q1-Jahrgangs und folgte damit einer Einladung zur Diskussion über Wirtschaftsordnungen und –strategien sowie aktuellen wirtschaftlichen Problemen und Themen.

Roland Koch, der gewissermaßen als Gründervater des Hansenbergs bezeichnet werden kann, war bis 2010 Ministerpräsident des Landes Hessen und ist aktuell Aufsichtsratsvorsitzender der Schweizer Bank UBS. Seine Begeisterung für Wirtschaft, Politik und Jura zeigte sich schon früh, so war Koch bemerkenswerterweise von der siebten Klasse bis zum Abitur durchgehend Schulsprecher seiner Schule. Selbst sieht sich Koch als „Wanderer zwischen den Welten“ der Wirtschaft und Politik, so übernahm er nach seiner Zeit als Hessischer Ministerpräsident den Vorstandsvorsitz der Bilfinger Berger AG.

Als Einstieg in die Diskussion stellte Koch zunächst die Komplexität des Marktes heraus, welche, so Koch, durch die extrem hohe Teilnehmerzahl von Individuen an wirtschaftlichen Prozessen hervorgerufen werde und es schwer mache den Markt und die Wirtschaft zu regulieren und zu steuern. Dabei habe der liberale und unfair erscheinende Kapitalismus jedoch erhebliche Vorteile gegenüber der kommunistischen Gleichheit, zu deren Umsetzung die Regierung selbst jegliche wirtschaftliche Prozesse anleiten und prüfen müsse, was mit einer Übernahme der Haftung für Verluste durch Regierung und Staat einherginge. Dies wiederum führe laut Koch dazu, dass Unternehmen und Individuen in ihrem geringen verbliebenen Spielraum zu viel riskieren, da sie keine Verluste zu befürchten haben.

Als große Herausforderung in den nächsten Jahren und Jahrzehnten sieht Koch das rasante Aufholen der Entwicklungsländer, welche allesamt nach einem vergleichbaren Lebensstandard und Luxus streben, wie die Menschen in Zentraleuropa ihn haben. Es sei jedoch inakzeptabel, dass die Industriestaaten versuchten dieses immense Wachstum zu bremsen, da sie diesen Weg einige Jahrzehnte vorher auch gegangen seien und sich dabei in ähnlich schnellem Tempo entwickelt hätten. Auf Schülernachfrage fügte Koch hinzu, dass die europäischen Länder sich ihren Ruf als zuverlässige Produzenten und ihre Verlässlichkeit bewahren müssten, um im globalen Wettbewerb bestehen zu können. Deutschland und Europa müssten sich am wirtschaftlichen Fortschritt der Entwicklungs- und Schwellenländer beteiligen und, was die Produktstandards angeht, toleranter werden. Um seine wirtschaftliche Bedeutung zu halten müsse Europa unbedingt bald ein Freihandelsabkommen mit den USA abschließen, da diese bereits mit China, Indien und weiteren Entwicklungsländern in Verhandlungen über vergleichbare Abkommen seien und so mittelfristig das Interesse am Handel mit Europa verlieren könnten. Um auch in Zukunft ein bedeutender Global Player zu bleiben müsse sich Europa wirtschaftlich ganz klar vereinen, da in einer Welt, in der Europa nicht mehr neben Nordamerika sozial und wirtschaftlich dem Rest der Welt einen Schritt voraus ist, jeder Mitgliedsstaat der EU zu klein sei, um auf der globalen Bühne gehört zu werden.