Fr, 01.07.2005

Defixionum Tabellae, oder, was ist eigentlich ein Fluchtäfelchen?

... zu einem Vortrag unter dieser Fragestellung hatte die Fachschaft Latein den Mainzer Professor für Altphilologie Dr. Jürgen Blänsdorf eingeladen, welcher an einer Ausgrabung einer römischen Tempels in der Mainzer Innenstadt beteiligt war. Dort hat man neben den üblichen römischen Kultgegenständen auch so genannte „Banntäfelchen“ gefunden. Diese Banntäfelchen sind insofern interessant, als sie ganz verschiedene Situationen aus dem einfachen römischen Privatleben zeigen, also keine komplexen literarischen Texte der lateinischen Sprachkultur, wie sie sonst im Lateinunterricht bevorzugt behandelt werden. Diese Tafeln, von denen in Mainz über dreißig verschiedene gefunden wurden, zeigen auf faszinierende Weise, über welche Dinge sich die Bewohner des römischen Mainz aufregten, oder weswegen sie gar Leute verfluchten. Da gibt es zum Beispiel die Tafel, auf der wir von einem Verwandten hören, der eine Gewandnadel gestohlen hat. Dafür wünscht sich der Schreiber, dass der Dieb unter schlimmsten Qualen sterben möge.

Interessant ist auch, dass diese Bleitafeln oft in einer sehr unleserlichen, unsicheren und oftmals grammatikalisch einfach falschen Schriftsprache geschrieben sind, was natürlich für diejenigen, welche diese Tafeln entziffern wollen, eine große Herausforderung darstellt. Beispielsweise gibt es ein Täfelchen, bei dem sich der Schreiber gleich dreimal im selben Wort verschrieben hat. Zuerst wählte er die Schreibweise Clasicus, dann Calssicus für das Wort Classicus, nach dem dritten Versuch gab er es schließlich auf. Auch interessant war, wie oft es zu falschen Formen des Wortes quomodo, welches übersetzt einfach auf welche Weise heißt, kam. Hier gab es unter anderem die Formen quo modo, quodmodo oder das dem Italienischen nahestende comodo.

Der Referent konnte uns mit seinem Vortrag sehr viel Neues über das Alltagsleben der alten römischen Kultur erzählen und einmal mehr darauf hinweisen, wie spannend die Beschäftigung mit den alten Sprachen sein kann.