Mi, 26.01.2011

Besuch im English Theatre Frankfurt „Spring Awakening“

English Theatre – Spring Awakening – A Rock Musical

„“We´re not supposed to…” – “To what? To love?”“

Der Storch bringt die Kinder, eine Schwangerschaft ist nur mit Heirat und der großen Liebe möglich, während Hormonstau mit einer kalten Dusche behoben werden kann.

Es sind die 1880er Jahre, und im Mittelpunkt der Rock-Musical-Inszenierung „Frühlingserwachen“ von Frank Wedekind stehen die Schüler Moritz Stiefel, Wendla Bergmann und Melchior Gabor und ihre Mitschüler und Freunde im Konflikt zwischen Verlangen und Unterdrückung. Die Geschichte lässt sich nicht einfach in die heutige Zeit übertragen, der Tumult in den Herzen der Jugendlichen an der Schwelle zum Erwachsenwerden ist jedoch der gleiche wie heutzutage, und die Musik ein Ventil für sie, das auszudrücken, was sie beschäftigt und mit einfachen Worten nicht mehr möglich ist.

So fragt sich Wendla“, die bereits zum zweiten Mal Tante geworden ist, in „Mama who bore me“, woher die Kinder kommen und weiß es selbst dann nicht, als sie selbst schwanger wird. Moritz gilt als Klassenschlechtester, wird von Selbstzweifeln geplagt und kann selbst durch die sich entwickelnde Beziehung zu einer Mitschülerin nicht vom Selbstmord abgehalten werden. Den aufgeklärten Melchior verbindet mit Wendla die Gefühle der ersten großen Liebe und zu Moritz eine gute Freundschaft, woraufhin dessen Selbstmord große Trauer in ihm auslöst. Als herauskommt, dass Wendla von ihm schwanger ist, wird Melchior auf Grund der unehelichen Verbindung inhaftiert, während Wendla zu einem Arzt gebracht wird, der ihr „helfen“ soll und ihr im vollsten Wissen der Mutter folgender Tod Melchiors tragische Rolle noch mehr verstärkt.

Von „Mother Who Bore Me“ bis zum – entgegen aller Tragik- positiv stimmenden „The Song Of Purple Summer“ führt Regisseur Ryan McBryde, der auch schon die Stücke „The Fox“ und „The Full Monty“ inszenierte, durch Wedekinds Stück voller Wirrungen, ersten aufkeimenden Gefühlen und dem Entdecken der Sexualität.Die tragische Geschichte jugendlicher Versuche, der Moral und Regeln der Gesellschaft sowie elterlicher Behütung zu entfliehen und das starre Schema des Schuldrills, der Leistungsanforderungen und Unterdrückung zu durchbrechen, hat auch noch heute etwas Berührendes. Trotz der zeitlichen Entfernung zog das Musical viele Zuschauer in ihren Bann und nicht wenige verließen das English Theatre mit der CD der Songs und einem glücklichen Lächeln.