Di, 28.08.2007

Besuch des Urfaust bei den Eltviller Burghofspielen

„Da steh’ ich nun, ich armer Tor! Und bin so klug als wie zuvor“

Wer kennt es nicht, dieses berühmte Zitat aus Goethes Faust? Die 13. Klassen konnten es an einem der letzten schönen, doch nicht mehr ganz lauschigen Sommerabende am 29. August im Freilichttheater bei den Burghofspielen in Eltville live bei der Aufführung des Urfaust wieder einmal – diesmal aber im Zusammenhang – hören.

Der eigentliche Mephistopheles war erkrankt, doch zum Glück konnte sehr kurzfristig ein Ersatz aus Wiesbaden „eingeflogen“ werden. Und trotz – oder auch gerade wegen – der Verwendung seines Textbuchs auf der Bühne hatte die Inszenierung einen ganz besonderen Charme. Unter dem Sternenhimmel (im Hintergrund ratterte dann und wann der Güterverkehr der Bahn vorüber, ein V-Effekt der nicht geplanten Art) wurden wir Zeugen der Liebesgeschichte zwischen Faust und Gretchen, und die böse-witzigen Kommentare Mephistos ergötzten wie eh und je. Die Inszenierung war vielleicht insgesamt etwas bunt geraten, wer die Gründgens-Verfilmung kennt, fühlte sich an die Darstellung des dortigen Volkes erinnert, die untermalende Musik – vor allem bei Szenenwechsel eingesetzt – konnte als ein wenig penetrant empfunden werden, passte auch nicht immer in ihrer rustikalen Heiterkeit zum dargestellten Stoff (immerhin handelt der Hauptteil des Urfaust von der Gretchen-Tragödie), aber die Hauptdarsteller agierten durchaus überzeugend, zumal das Eltviller Gretchen (Norma Anthes) den Übergang von geschmeichelter Naivität zu entsetzter Verzweiflung und Wahnsinn gut und einleuchtend meisterte.

Es war die letzte Aufführung der Saison, die im Ganzen leider arg verregnet war. Hoffen wir für den nächsten Sommer auf trockeneres Wetter und – soviel verriet Bruno Brogsitter, der Geschäftsführer der Burghofspiele, schon – eine inspirierte, mitreißende Inszenierung von Romeo und Julia!