Sa, 26.01.2008

Besuch des Stückes „Die Verwandlung“ nach der gleichnamigen Erzählung Franz Kafkas im Studio des Wiesbadener Staatstheaters

„Ich bin nichts“. Satzfetzen aus Kafkas „Brief an den Vater“ und den Briefen an seine Verlobte Felice Bauer verbunden mit einer eindrücklichen Licht- und Tontechnik stimmten die Schüler der Internatsschule Schloss Hansenberg in das Stück „Die Verwandlung“ (nach Kafka) ein und der Beginn sollte nicht das einzige sein, das die Hansenberger in dieser einstündigen und extrem kurzweiligen Aufführung beeindruckte: Die psychische und physische Gewalt, die Gregor Samsa, dem „Fremdkörper“, seitens seiner Familie angetan wird, wird in bedrückender Weise gezeigt: Mit Fußtritten wird er zurück in sein Zimmer gezwungen, mit Stockhieben von der Putzfrau zur Seite geräumt. „Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt“. Der Beginn der Kafkaschen Erzählung ist sicherlich einer der ungewöhnlichsten und fesselndsten Anfänge deutscher Erzählkunst. Das Stück trägt dieser Spannung zu jedem Zeitpunkt Rechnung (einzig irritierend: der recht hypertroph dargestellte Vater!). Besonders das perfide Verhalten der Familie, die Gregor seit seiner Verwandlung verstoßen hat und nach seinem Tod frohgemut und aktionistisch zu einem Ausflug aufbricht, hinterlässt nachdenkliche Schüler und die Erinnerung an einen lohnenden Theaterausflug!