Mo, 10.03.2008

Besuch des Staatstheaters in Darmstadt zu Tennessee Williams’ „A Streetcar Named Desire“

Am 11. März war es wieder einmal so weit: Frau Schwindt hatte zum Theaterbesuch gebeten und wer wollte, der trat an. Tennessee Williams stand auf dem Plan, denn: Nachdem die Klasse 12b bereits im ersten Schulhalbjahr sein Drama „A Streetcar Named Desire“ im Englischunterricht behandelt hatte, wurde selbiges Stück im Staatstheater Darmstadt unter Leitung von Jens Poth inszeniert. Da sich das Buch bereits recht ansprechend gestaltet hatte, stand es außer Frage, dass doch Einigen auch die Inszenierung gefallen würde.

Da die Abfahrt gen Darmstadt direkt auf den Unterrichtsschluss folgte, war manch ein Hansenberger noch recht abgehetzt und hungrig – schließlich hatte man wegen des terminlichen Engpasses auf sein Abendessen verzichten müssen. Dementsprechend war während der gesamten Zugfahrt nur ein Thema entscheidend: Wo befindet sich in Darmstadt das nächstgelegene McDonalds? Wie der Zufall es wollte, fand sich ein eingefleischter Darmstädter unter den hungrig Wartenden, der allerdings zunächst dem Busfahrer die korrekte Fahrtroute mitteilte, da jener mit ernsthaften Orientierungsschwierigkeiten zu kämpfen hatte. Für einen „Multitasking“ fähigen Hansenberger selbstverständlich überhaupt kein Problem, schaffte es jener Held der hungernden Meute beide Aufgaben zu meistern. Unbeirrt vom Dauerregen und der Tatsache, dass die Wenigsten eine Regenjacke dabei hatten, geschweige denn eine Ahnung wo sich das Staatstheater befand, wies jener tapfere Darmstädter einigen den Weg zum Theater, anderen zu McDonalds und pünktlich um 19:30 Uhr saßen alle ansatzweise zufrieden und gesättigt auf ihren Plätzen, um voller Aufmerksamkeit dem Bevorstehenden beiwohnen zu können.

Das Bevorstehende erwies sich als äußerst interessante und teilweise auch abstrakte Interpretation von Tennessee Williams Drama. Die Handlung an sich ist schnell erzählt: Blanche DuBois (Gabriele Drechsel) besucht Ihre Schwester Stella (Maika Troscheit), die gemeinsam mit Stanley (Leander Lichti), einem Polen, im 50er Jahre Ghetto von New Orleans wohnt. Im Gepäck hat sie die Pleite der Farm, auf welcher die Schwestern aufgewachsen waren, einen zerstörten Ruf in ihrer Heimat und eine Menge Depressionen, die bis zum totalen Wahnsinn reichen. Nach den üblichen Krisensituationen, die in einer amerikanischen Zwei-Zimmer Wohnung unter den gegebenen Umständen automatisch entstehen müssen, dem einen oder anderen „Techtelmechtel“, Gewaltbereitschaft, die schließlich in der Vergewaltigung Blanches durch Stanley gipfelt und einer Ehekrise, scheint der Untergang dieser Dreierkombination unumgänglich bevorzustehen. Trotzdem kommt es zum Schluss alles anders: Blanche wird in die Psychiatrie eingeliefert und die schwangere Stella bleibt mit Stanley zurück.

Vorbelastet durch die Originalfassung von Williams und Filmausschnitte der Verfilmung mit Vivien Leigh und Marlon Brando in den Hauptrollen erschien die Darmstädter Inszenierung nicht herausragend. Eine zu moderne Kulisse und recht abstrakte Interpretation des New Orleans der 50er Jahre sorgte für eine unangenehme Verfälschung der eigentlichen Handlung. Erschwerend hinzu kam, dass sich die Aufführung als sehr langatmig erwies. Flache Witze sorgten zwar ab und an für eine Art Auflockerung im Publikum, konnten das Gesamtwerk allerdings nicht entscheidend aufwerten. Es gilt dennoch festzuhalten, dass durchaus auch einige Hansenberger angetan waren. Für die meisten fiel der Abend jedoch wohl eher in die Kategorie „Kann man gesehen haben, muss man aber nicht!“ Auf alle Fälle sehr müde und erschöpft machte man sich daher schließlich wieder auf die Heimreise, die im Gegensatz zur Hinfahrt eher vom Schnarchen der Jugendlichen dominiert wurde.