Fr, 27.02.2009

Besuch des Schauspiels Frankfurt: Lessings „Emilia Galotti“

„„Eine Rose gebrochen, ehe der Sturm sie entblättert“. (V/8)“

Lessing

Am 28:02 wurde wieder einmal eine Theaterfahrt zum Frankfurter Schauspielhaus organisiert, um den Klassiker „Emilia Galotti“ von G. E. Lessing zu sehen. Alle Jahrgänge waren vertreten, doch war überwiegend die Klasse 11 zu finden, da in zwei Klassen dieser Jahrgangsstufe das gleichnamige Stück im Unterricht behandelt wurde.

Was wahrscheinlich den meisten Schülern im Gedächtnis hängen geblieben ist, ist eine ganz einfaches Wort: „Pfbfbbfbfbfbfbfbfbfbfbfbfbf“, ein – man muss es wohl so nennen – Auswurf des Prinzen (Aljoscha Stadelmann), der in der Version des Frankfurter Schauspielhauses eine eher moderne und etwas kindlich verrückte Rolle einnahm. In seinem Versuch, Emilien zu erobern, wirkte er ein wenig hilf- und ideenlos, was sich auch in Gestik und Mimik widerspiegelte. Sascha Icks als Gräfin Orsina, die zurückgewiesene Geliebte des Grafen, die somit eine schwierig zu interpretierende Rolle auszufüllen hatte, spielte ihre Rolle überzeugend – ganz gemäß dem Lessingschen Vorbild. Schade war nur, dass mitten in einem ihrer wichtigsten Dialoge ein stetiges Pochen von der Decke der Bühne kam, das die Szene an Spannung ein wenig beraubt hat und danach zum Glück so schnell verschwand, wie es gekommen war. Neben der Gräfin spielten auch andere Charaktere ihre Rolle authentisch, wie zum Beispiel Wilhelm Eilers in der Rolle des intriganten Kammerherren Marinelli, der den Plan ausheckt, Emilia von ihrer Hochzeit mit dem Grafen Appiani abzuhalten, indem er dessen Kutsche überfallen lässt und Emilia auf Dosalo, das Lustschloss des Grafen, zu bringen. Marchese Marinelli wirkte, wie man ihn sich vorstellt, wenn man das Drama gelesen hatte: aalglatt, trickreich, korrupt und hinterhältig. Ein allgemein beteuerter Reinfall war allerdings die Figur der Emilia. Mit kurzen Haaren und einem Rücken wie dem einer Leistungsschwimmerin wirkte sie nicht wie die zarte, unschuldige und begehrenswerte Emilia aus dem Drama. Die noch in Millers „Hexenjagd“ so präsente und brillante Anne Müller blieb als Emilia blass und unscheinbar.Auch das Ende des Stückes war nicht gelungen. Im Nachhinein waren noch mehr Fragen für Unwissende offen geblieben, als sowieso schon, wenn man das Stück gelesen hat. Warum hat Der Vater Emilia denn letztendlich umgebracht? Eine Tat, die in der Inszenierung des Stückes nicht motiviert war. Weitere Fragen könnte man an die Form des Stückes stellen, es war klar zu erkennen, dass der Regisseur versucht hat, eine zeitgemäße Version zu inszenieren. Doch waren manche Schritte seiner Überlegung nicht klar: Was sollte ein Beamer auf der Bühne, der einen Film der Emilia an die Wand warf, in dem sie in seltsamen Posen und Rock herum hüpfte. Sollte das die Interpretation des Stückes sein, die die Zuneigung des Prinzen zu der Tochter von Claudia und Odoardo Galotti zeigte?

Im Endeffekt kann man sagen, dass Stück sicherlich mehr Schwächen als Stärken hatte. In Erinnerung bleiben werden uns vornehmlich Sascha Icks und Wilhelm Eilers, die in ihrer von Lessing konzipierten Rolle blieben und glänzten. Wie aber, so unsere Verwunderung, verliebt sich Emilia in diesen hier dargestellten und nicht wirklich ernstzunehmenden Prinzen und warum muss Marinelli sterben, während man den Schluss des Stückes der Einfachheit halber hätte dazu nutzen nutzen können, Emilias Ermordung durch ihren Vater zu plausibilisieren?

Yannik Lockner, 11a