23. - 28.05.2009

Berlin – die ewig geteilte Stadt

Irgendwo gefangen zwischen einer bedrückenden Vergangenheit und einer in sich internationalen Zukunft, haben wir, der 11. Jahrgang der Internatsschule Schloss Hansenberg, Berlin erlebt. Unsere Hauptstadt ist für alle Hansenberger ein obligatorisches Ziel, für die meisten zum ersten Mal während der Klassenfahrt im Frühling der 11. Alle, die darüber hinaus bei Wettbewerben erfolgreich sind, wird es mit Sicherheit nicht zum letzten Mal in den Osten unserer Republik verschlagen haben und so ist es auch kein Wunder, dass wir am ersten Abend direkt auf eine Gruppe Hansenberger trafen, die beim Kongress zu Ehren des 60 jährigen Bestehens des Grundgesetzes in der Hauptstadt waren.

Warum heißt das eigentlich Grundgesetz und nicht wie in jedem anderen Land der Welt „Verfassung“? Das konnten wir in der außerordentlich spannenden und unterhaltsamen Führung durch das historische Museum herausfinden. Dort konnte man auch weitere sehr unterhaltsame Dinge lernen. Wussten Sie zum Beispiel was „Mondos“ sind? Nein? Das sind Kondome, aber halt auf Ostdeutsch, eine Ihnen nach diesem schockierenden Beispiel sicherlich sehr fremd anmutende Sprache. Dabei war alles, was die BRD von der DDR trennte eine Mauer. Das so genannte Kondom der DDR, aber das ist eher nebensächlich. Viel erheblicher waren allerdings die Unterschiede die aus dieser Teilung resultierten und die, wenn man das heutige Berlin miterlebt noch immer präsent sind. Durch ganz Berlin verläuft eine symbolische Linie aus Pflastersteinen, genau an der Stelle, an der noch vor 20 Jahren ein Monstrum aus Stahlbeton die Bewohner der DDR als antifaschistischer Schutzwall bewachen sollte.

Während der gesamten Kursfahrt, von Sonntagabend bis Freitagmorgen um offiziell 7:30 h, in Wirklichkeit eher später, habe ich diese Grenzlinie 27-mal übertreten. Doch nicht nur die Erinnerungen an und Gedenkstätten für zahlreiche historische Ereignisse prägen die Stadt, sondern auch eine ganz eigene Modernität ist typisch für Berlin. Wenn man beispielsweise in Neukölln Wasser im Supermarkt kaufen möchte, muss man sich darauf gefasst machen, dass die gesamte Konversation mit der Kassiererin ohne Worte stattfinden muss – weil sie kein Deutsch und ich kein Türkisch sprach. An den Hackeschen Höfen wird man wiederum gefragt, ob man denn Deutsch spräche. Auf Englisch. Ganz im Zeichen dieser Internationalität stehen auch die zahlreichen kleinen Lädchen am Prenzlauer Berg oder in Friedrichsdorf, die zu dem Charme der Stadt enorm beitragen.

Doch nicht nur die zahllosen Möglichkeiten Geld auszugeben sind kennzeichnend für Berlin an sich, nein, ich kenne inzwischen nicht nur jedes Berliner Kaufhaus von innen (unter anderem das KaDeWe, die Galerie LaFayette und etliche Boutiquen) sondern weiß auch, wie der Bundestag von innen aussieht und wie man sich im Bundesrat als Staatssekretärin fühlt. Auch die Kultur kommt in Berlin keinesfalls zu kurz, so zum Beispiel im leicht exzentrischen Maxim Gorki Theater in welchem keine Vorstellung ohne mindestens einen nackten Mann von der Bühne ging und das die Zuschauer nicht selten in Angst und Schrecken versetzte – oder zu Tränen rührte.

Und obgleich wir alle hellauf begeistert von dem luxuriösen Hotel und der Möglichkeit bis 23:30 Uhr auszubleiben waren – nach der einen Woche waren wir, insbesondere unsere Fußsohlen und Geldbeutel, sehr froh wieder in die kleine, behütete Welt des Hansenbergs zurückkehren zu können.