Di, 27.03.2012

Auftritt des 11er DS-Kurses bei den Wiesbadener Schultheatertagen

An der Seite der Bühne stehen elf schwarz gekleidete Schülerinnen und Schüler. Jeder Einzelne ist ein bisschen nervös, denn in wenigen Augenblicken werden sie auf die Bühne des Studios des Wiesbadener Staatstheaters gehen, um ihr Theaterstück zu präsentieren. Mehrere Monate haben sie sich auf diesen Moment vorbereitet.

Das Stück, das sie vorführen, ist „Reigen“ von Arthur Schnitzler. In dem Stück treffen Frauen und Männer verschiedensten Standes im Wien Anfang des 20. Jahrhunderts aufeinander. Sie versuchen einander zu verführen – meistens mit Erfolg, doch kein einziges Mal fallen die Worte „Ich liebe dich“. Um diese Sprachlosigkeit zu verdeutlichen, hat sich der Kurs Darstellendes Spiel entschieden, den „Chandosbrief“ von Hugo von Hofmannsthal als Fremdtext mit in die Inszenierung aufzunehmen. Dort konnten chorische Darstellungsweisen ausprobieren und verwirklichen. Um ihre Rollen besser zu verstehen und zu durchschauen, musste sich der DS-Kurs erst mit den damaligen Lebensumständen und Menschenbild vertraut machen. Vor allem die Auffassung von Sexualität hat sich seither verändert. Die Frau musste rein und unschuldig in die Ehe gehen, während der Mann schon vor der Ehe viele Erfahrungen sammeln sollte. Ein offensichtlicher Konflikt, denn mit wem sollten die Erfahrungen gesammelt werden, wenn es nicht auch unsittliche Frauen gäbe? Dies ist nur einer der vielen Konflikten, die in Arthur Schnitzlers „Reigen“ offensichtlich gemacht werden.

Die Inszenierung an sich ist das Ergebnis der Kreativität der Schüler. Jeder von ihnen bekam eine Szene, für die er „verantwortlich“ war: eine eigene Inszenierung ausdenken, Kürzungen vornehmen etc. Die ganze Arbeit wurde jedoch reich belohnt, durch den lauten Beifall am Ende der Aufführung. Das Publikum hatte dann noch die Möglichkeit Fragen zum Stück und der Inszenierung zu stellen, so wie es bei den Wiesbadener Schultheatertagen Sitte ist.