05. - 06.12.2012

Aufführung der Theatergruppe aus Jahrgang 12: „Eifersucht ist die Leidenschaft…“ – Ein Doppelabend mit „Othello“ von William Shakespeare und „Bernarda Albas Haus“ von Frederico García Lorca

Shakespeare schrieb einmal:

„O wie viel holder blüht die Schönheit doch, ist ihr der Schmuck der Treue mitgegeben.“

Die hier thematisierte Spannung zwischen moralischen Werten und Versuchung findet sich in vielen Dramen und Tragödien wieder – von der Renaissance bis in die Moderne. Die Konsequenz ist meist dieselbe, sie zeigt sich in Eifersucht und Rache, wie verschieden die Hintergründe auch sein mögen.

In diesen Rahmen sind auch „Othello“ von William Shakespeare, uraufgeführt 1604, und Federico García Lorcas „Bernarda Albas Haus“ aus dem Jahr 1936 einzuordnen. So schien es für die Theater-AG Q3 Quadrat auch kein Problem, beide Stücke in Form eines Doppelabends an der ISH mit ein und demselben Bühnenbild sowie Publikum aufzuführen. Denn in ihrem Abiturjahr war der Andrang so groß wie noch nie, sodass die Gruppe sich aufteilte.

Das vorrangig von Frauen besetze Stück „Bernarda Albas Haus“ stand dabei unter dem Motto „Alle glücklichen Familien sind einander ähnlich, jede unglückliche Familie ist unglücklich auf ihre Weise“ (nach Lew Tolstoi in Anna Karenina). Genauso verhält es sich mit Bernarda Alba (Helena Weise), die nach dem Tod ihres Mannes nur noch mit ihren fünf Töchtern und zwei Mägden zusammenlebt. Keusch von Kopf bis Fuß in schwarz gehüllt treten die jungen Frauen auf, sitzen mit gesenktem Haupt auf ebenso schwarzen Stühlen.Wer die Wortführerin ist, offenbart sich mehr als deutlich: Bernarda schüchtert ihre Töchter ein, hält sie wie in einem Gefängnis, stets darum bemüht, das Ansehen der Familie im Dorf einer Fassade gleichend aufrecht zu erhalten. Dabei ist sie sich stets bewusst, „welche Gewalt ein Mann über lauter einsame Frauen“ haben kann. Doch trotzdessen schafft es ein gewisser Pepe El Romano die Töchter gegeneinander aufzubringen, ohne überhaupt im Stück aufzutreten. So plant die Älteste und einzige Erbin ihres Vaters, Angustias (Lara Lechner) eine Hochzeit mit ihm, aber auch Martirio (Anna Ravensburg) ist in ihn verliebt – ein Verhältnis hat er allerdings mit der hübschen Adela (Leona Coloma). In gleichsam amüsierender sowie schockierender Weise intrigieren die Töchter gegeneinander und zeigen die Abgründe ihrer Familienkonstellation auf, die im Eklat endet: Bernarda versucht den Unheilstifter Pepe El Romano umzubringen, woraufhin Adela sich in dem Glauben, ihn verloren zu haben, erhängt. Bernardas Schuss jedoch verfehlt Pepe und er kann fliehen. Ob die Weisheit der Magd La Poncia (Johannes Kötter), dass der Mann sich vierzehn Tage nach der Hochzeit eh mehr für den Tisch als für das Bett interessiere, Adela wohl geholfen hätte?

Abstrahiert ist es gleichermaßen die Annahme falscher Tatsachen, die auch am Ende der Tragödie „Othello“ für Leichen sorgt. Othello (Moritz Buchholz) ist General der Republik Venedig und ernannte kürzlich Cassio (Silvan Griesel) zu seinem Leutnant, sehr zum Leidwesen Jagos (Timo Banek). Doch dieser weiß sich zu helfen und beginnt eine Intrige zu spinnen – mit schweren Folgen. Zunächst verwickelt er Cassio in einen Streit, der ihn Othellos Zorn aussetzt. So rät Jago ihm, Othellos Frau, die schöne Desdemona (Alina Achenbach) vermitteln zu lassen. Wie von Jago kalkuliert und stets von einigen ebenso gehässigen wie spitzen Kommentaren begleitet, wird Othello rasend vor Eifersucht. Eine mögliche Unschuld Desdemonas kommt für ihn nicht in Betracht und sichtlich dem Wahn verfallen, tötet er sie. Zwar klärt Jagos Frau Emilia am Enden den Irrtum auf – wofür sie mit ihrem Leben büßen muss – doch Othello kann diese Schuld nicht mehr ertragen. Er ersticht sich, Jago wird verhaftet und Cassio der neue Gouverneur.

Wenngleich Jagos Intrige sichtlich scheitert, zeigt sie doch die Berechenbarkeit menschlichen Handelns auf, gerade wenn es um Liebe, Hass und Rache geht. So manipuliert Jago Othello samt seinem Gefolge, hantiert mit ihnen wie mit den Stühlen: Er schleicht um sie herum, dann benutzt er sie und doch steht er am Ende mit leeren Händen da. Wenigem wäre dieses Szenario wohl besser zuzuordnen als dem Motto „Eifersucht ist die Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft“ (William Shakespeare).

In diesem Sinne, einen herzlichen Dank an alle Beteiligten, die uns unter der Leitung von Herrn Müller zwei höchst unterhaltsame Abende bescherten.