20. - 21.06.2007

Analysepraktika im Rahmen von Chemie der 11. Klassen an der Gutenberg-Universität Mainz

Noch nie war die Titerbestimmung so spannend –
Ein Tag im Schülerlabor der Johann-Gutenberg-Universität Mainz

Am 21.6. wagt die Klasse 11c mit ihrem Chemielehrer Herr Kappesser einen Ausflug in den Unidschungel der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Auf einem zunächst unüberblickbaren Areal befinden sich Gebäude jeglicher Größe und Bauart, überall wird um- und neugebaut. Doch wo ist das Schülerlabor?

Wir steuern auf einen gedrungenen Flachbau mit heruntergelassenen Rolläden zu, der auf den ersten Blick nicht sehr einladend scheint. „Ja, das Gebäude wurde in den 70er Jahren als Notlösung hochgezogen, als man Praktikumsräume für die Mediziner benötigte. Es hat sich für den eigentlichen Zweck recht gut gehalten“, eröffnet uns später einer der Betreuer.

Drinnen sieht es wie in einem richtigen Labor aus: An den gekachelten Arbeitsflächen können die Studenten arbeiten und auf erhöhten Tresen stehen diverse Chemikalien. „Wir haben hier sogar Augen- und Notduschen, die ihr allerdings nicht aus Spaß betätigen solltet, da man mit einem Schwall das ganze Labor unter Wasser setzt“, erklärt uns ein Student bei der Sicherheitsbelehrung. Dann noch schnell Kittel und Schutzbrille auf und es kann losgehen.

Alle Gruppen beginnen mit der Herstellung einer 0,1 molaren Natronlauge, die später als Titer eingesetzt werden soll. Eigentlich ganz einfach, denkt man sich. „Hier lernt ihr schon das erste Gebot in der Chemie: sich anzustellen und abzuwarten.“, meint unsere Betreuerin, als wir uns als letzte zum Abwiegen der Natriumhydroxidpellets in die Reihe einfügen.

Später müssen wir die Konzentration der Natronlauge, die wir hergestellt haben, noch genau bestimmen. Denn obwohl wir die Pellets exakt abgewogen haben, gibt es zu viele Faktoren, wie zum Beispiel gelöstes CO2 als Kohlensäure, die die Konzentration der Lauge nachhaltig beeinflussen. Nun muss titriert werden: Eine sogenannte Bürette wird mit einer anderen, genau bestimmten Maßlösung (hier Salzsäure), gefüllt. In ein bestimmtes Volumen unserer hergestellten Natronlauge wird nun soviel Salzsäure hinzugetropft, bis der Neutralisationspunkt, also ph7, erreicht ist. Aus den gegeben Faktoren (Konzentration der Maßlösung, Volumen der Natronlauge, Volumen der benötigten Maßlösung) kann man nun die eigentliche Konzentration der Natronlauge berechnen. Problematisch ist die Genauigkeit, mit der die ganzen Messungen durchgeführt werden müssen. Alle verwendeten Gefäße müssen vorher gut gereinigt bzw. schon mit den entsprechenden Inhalten durchgespült sein. Manche Gruppen verschütteten beim ersten Versuch soviel der ätzenden Natronlauge, dass wir von den Betreuern schnell als „Chaos-Chemiker“ bezeichnet wurden.

Zum Abschluss hatten wir die Showexperimente der Betreuer wirklich verdient, den strömenden Regen, mit dem wir die Universität verließen, jedoch nicht.Auf der einen Seite war das Praktikum also von einer großen Praxisnähe geprägt, die der Chemieunterricht nicht bieten kann, auf der anderen Seite wurde uns die Theorie hinter den Verfahren erklärt, die vielleicht nicht für den weiteren Chemieunterricht bedeutsam ist, aber doch ein guten Einblick in die analytische Chemie bot.