Mi, 18.09.2019

Als Menschenrechtsbeobachter bei einer autonomen indigenen Gemeinde in Mexiko.

„Ich habe als Menschenrechtsbeobachter in einer autonomen indigenen Gemeinde in Chiapas/ Mexiko gewohnt.“ Dieser Satz zog sich durch den gesamten Vortrag Herrn Brodkorbs. Er wollte uns Zuhörer am Beispiel der Abejas für das Thema Menschenrechtsverletzungen in Mexiko sensibilisieren und beantwortete darin Fragen wie die folgenden: Was versteht man unter einer autonomen indigenen Gemeinde? Was sind die Aufgaben eines Menschenrechtsbeobachters? Wo und wie war er untergebracht?

Während seines Sabbatjahres entschied sich Herr Brodkorb aufgrund seines Interesses an Mexiko dafür, zwei Wochen mit den Organisationen CAREA und FrayBa nach Chiapas zu fahren und dort als Menschenrechtsbeobachter zu „arbeiten“, um durch Präsenz Übergriffe auf die Zivilbevölkerung zu verringern.

Den Vortrag über seine Zeit in Mexiko begann Herr Brodkorb mit der Schilderung seiner Unterbringung. Für zwei Wochen lebte er gemeinsam mit anderen Menschenrechtsbeobachtern in einer streng katholischen Gemeinde bei den Abejas in Chiapas, einem stark zersiedelten regenwaldähnlichen Gebiet, welches im Süden Mexikos liegt. Die Abejas leben neben anderen indigenen Gemeinden wie zum Beispiel den Sapatisten über weite Flächen verstreut. Indigene Gemeinden zeichnen sich durch gleiche Wertvorstellungen aus. Die Abejas gelten als sehr friedvoll  und lehnen den Waffenbesitz ab.

Herr Brotkorb und seine zwei Mitstreiterinnen schliefen in einem kleinen Haus auf Hängematten, durch Moskitonetze geschützt. Die Küche befand sich in einem abgetrennten Haus und kam bis auf eine Glühlampe vollkommen ohne Elektrizität aus. Gekocht wurde am offenen Feuer, welches die Einheimischen  laut Herrn Brodkorb „wie einen Gasofen bedienen“ konnten.

Die Hauptaufgabe der Menschenrechtsbeobachter bestand darin, mit Einwohnern zu sprechen, die auf sie zukamen und etwas über sich und ihre Gemeinde erzählen wollten. Motiviert dadurch, dass ihre Erfahrungen, Erlebnisse und Ansichten ins Ausland getragen werden, erzählten sie über ihre Probleme und Sorgen. Der Austausch  gibt ihnen die Möglichkeit, die Welt darüber informieren, dass sie sich bereits seit vielen Jahren durch die Regierung eingeschränkt fühlen, da diese mit der autonomen Lebensweise der Gemeinden nicht zufrieden sei. Besonders bewusst wurde den Abejas diese Tatsache nach dem Massaker vom 22. Dezember, als Bewaffnete in den Hauptsitz der Gemeinde kamen, 45 Leute in die Kapelle trieben, terrorisierten und anschließend erschossen. Der Staat reagierte auf diesen Vorfall zwar mit einer erhöhten Militärpräsenz, jedoch vermuten die Abejas, dass dieser selbst hinter der schrecklichen Tat stecke, um die einzelnen indigenen Gruppen innerhalb Chiapas gegeneinander aufzuhetzen, innere Konflikte zu schüren und so ihre Autonomie zu schwächen.

Bereits vor, aber auch nach diesem Vorfall kam es in Mexiko immer wieder zu enormen Menschenrechtsverletzungen, die vom Staat zensiert werden – das Niedermetzeln einer friedlichen Demonstration oder das spurlose Verschwinden von Studenten einer linken Uni sind nur wenige weitere Beispiele.

Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Menschen wie Herr Brodkorb solche Informationen sammeln und in die Welt hinaustragen, damit solches Verhalten ein Ende findet.

Wir sind stolz, Herrn Brodkorb als Lehrer an unserer Schule zu haben. Vielen Dank für dieses Engagement!

Lilli Bluhm, Q1