24. - 28.05.2009

13.3 – Schulprojekt „Internationale Finanzkrisen“

„Jo, wie isses denn eigentlich? Wollen Sie lieber ein Land so richtig zerlegen, ich schlage Argentinien vor, und den Niedergang einer Nation an einer Hyperinflation aufzeigen, oder interessiert Sie eher das Mathematische? Also, da gibt es ja die berühmt-berüchtigte Black-Scholes-Optionspreisformel … Dafür gab es übrigens einen Nobelpreis!! Oder möchten Sie doch eher die Detailskizze eines möglichst katastrophalen Szenarios für die Weltwirtschaft anfertigen und vortragen?“ Mit derlei und noch viel spannenderen Einführungsworten wurden wir vom Meister der Finanzkrisen, Dr. Thomas Bernöster, an einem Montagmorgen auf der Schlossterrasse vor der atemberaubenden Kulisse des Rheingaus im Sonnenlicht begrüßt. Die spannende Auswahl an möglichen Themen (Maximalgliederung), wie auch die Aufforderung, es sei einem jeden herzlichst anempfohlen, bei Interesse doch ein selbst gewähltes Thema zu vertiefen, sorgte von Beginn an für große Motivation. Nicht nur der überwiegend eigenverantwortlich gestaltete Tagesablauf der Teilnehmer des Projektes, sondern vielmehr auch das tatsächliche Interesse der Einzelnen führte dazu, dass bereits nach einem Tag die Grundpfeiler für eine Präsentation der Themen „aus dem Boden gestampft waren“. Das eröffnete die Möglichkeit, am Dienstag das nationalökonomische Planspiel „Macroplan“ durchzuführen, für das gleich zwei Voraussetzungen da waren: Zum Einen eine genügend große Zeitspanne, zum anderen die bis zur Aggressivität reichende Begeisterung der Teilnehmer, die wohl so mancher parlamentarischen Debatte recht nahe kam. Und so konnten hochkonzentriert sechs Runden der Simulation an einem Vormittag abgewickelt werden, und für eine anschließende Besprechung war auch noch Zeit. So war man nun erst recht auch hinsichtlich der Relevanz finanzpolitischer Entscheidungen auf die Projektarbeit eingestimmt. Obgleich in den nächsten Tagen aufgrund terminlicher Unpässlichkeiten leider kein wirtschafts- und crashpolitisches Kolloquium für die Schulgemeinde stattfinden konnte, blieb die Motivation auch weiter hoch und führte dazu, dass der Donnerstagnachmittag wie auch der Freitagmorgen prall gefüllt waren mit ganzen sieben Präsentationen zu unterschiedlichsten Bereichen. Durchlief man diesen Themenkomplex, so bot sich ein einzigartiges Spektrum aus Fragmenten der Weltwirtschaft, die sich letzten Endes zu einem Ganzen zusammenfügten, das Finanzkrisen verstehbarer machte. Auch wenn abschließende Fragen, wie z. B. die genaue Herleitung der Black-Scholes-Optionspreisformel, hinter vielen praktischen Tipps von Dr. Bernöster zurückbleiben mussten, wurde viel mitgenommen: „Wissen’s, wenn Sie mit Derivativa handeln wollen, dann machen’S sich eine Keynes’sche (NICHT: keynesanistische) Spekulationskasse auf, in die tun’S dann 500 €. Und wenn das Geld weg ist, dann hören Sie auf zu zocken. Mmmh, da sähen viele Kasinos alt aus, wenn das mehr Leute so machen würden…“ Und mit diesen Worten, und gleichsam mit der Empfehlung, keine südafrikanischen Staatsanleihen, die auf die landeseigene Währung Rand notiert sind, zu kaufen, entließ uns Herr Bernöster in die Pfingstferien.

Insgesamt eine tolle Woche, die den Interessierten kaum hätte mehr bieten können, und den an der Freizeit Orientierteren (das Wetter war schließlich wirklich toll) wohl nicht zu viel aufbürdete. In jedem Fall haben wir eins mitgenommen: „Optionsscheine, das ist Teufelszeug.“