Mi, 24.06.2009

10.00 Uhr Akademische Abschlussfeier mit Kultusministerin Henzler

Das war’s mit dem weiß-rosa Märchenschloss

Akademische Abschlussfeier, 25. Juni 2009

„It is the laughter we will remember whenever we remember the way we were.“ Mit traurig schönen Versen eröffnete der Chor gemeinsam mit der Abiturientin Charlotte Katzer die Akademische Abschlussfeier 2009. In der beinahe restlos gefüllten Aula der Schule ist nichts weiter zu hören als die klaren Stimmen der Sängerinnen und Sänger. Kaum zu glauben, denn wenige Minuten vorher, um kurz vor zehn Uhr, hallte der Raum noch von einem Stimmenwirrwarr besonderer Ordnung wider. Die Abiturientinnen und Abiturienten versammelten sich mit den Menschen, die sie die vergangenen Jahre begleitet hatten. Das waren neben ihren Familien und Freunden Lehrer, Sozialpädagogen und nicht zuletzt Vertreter der Partnerfirmen, ebenso wie Frau Ministerin Henzler. Stühle wurden hin und her gerückt, Plätze gesucht, um dann doch wieder aufzustehen und noch ein paar Bekannte zu begrüßen. Als jedoch die klassisch in schwarz-weiß gekleideten Schülerinnen und Schüler des Chors der Jahrgangsstufen 11 und 12 die Bühne betraten wurde es auf der Stelle still.

„Heute werden unsere 13er endgültig aus der behüteten Hansenbergseifenblase mit dem weiß-rosa Märchenschloss in die große weite Welt entlassen“, stellt Vera Kleene aus der zwölften Klasse fest, die mit Amin Kachabia, ebenfalls Jahrgang 12, die Feier moderiert. An den Gesichtern der Abiturientinnen und Abiturienten kann man in diesem Moment das Gefühlschaos, was sie erfüllt, ablesen. „Endgültig“ heißt nun mal Schluss dem weitestgehend sorglosen Leben in der vertrauten, sicheren Umgebung und eine ungewisse Zukunft, der man mit Freude, jedoch auch mit einer ordentlichen Portion Respekt ins Auge blickt. Das weiß auch Schulleiter Wolfgang Herbst, der von den selbsternannten „Abitologen“ gekürte Meister. Gleichzeitig ist er sich des Potentials seiner Schüler bewusst. Sie hätten in den vergangenen drei Jahren nicht nur Leistung erbracht, sondern darüber hinaus den Menschen in seiner Ganzheitlichkeit kennen gelernt. „Wir brauchen Sie als junge Generation mit Schwung und Tatkraft in der Zukunft, damit unser Zug weiter fährt. […] Stimmen sie daher mit Optimismus ihre Seele positiv.“

Anschließend macht auch die Kultusministerin Frau Henzler den Abiturientinnen und Abiturienten Mut. Sie lobt sie und stärkt vielleicht die Vorfreude, der eigenen Zukunft entgegen zu gehen, seines Glückes Schmied zu werden. Wer aber wüsste besser, was die Absolventen in diesem Moment hören wollen, als einer von ihnen? Unter tosendem Applaus der Mitschüler betreten das „Trompetentalent“ Sebastian Butterweck und die „Sportskanone“ Bastian Anedda, wie sie von der Moderation getauft wurden, die Bühne. Die diesjährige Schülerrede ist ein dankbares Resümee der Hansenbergzeit. Die beiden vergleichen das Leben und Lernen in Internat und Schule mit einem guten Jazzsong. Zwischen Bass und Beat kommt jeder, über Kollegium sowie Küchenteam bis hin zu den Hausmeistern, zu der Ehre die ihm gebührt. Was den Jazzsong jedoch schließlich zu einem echten Hit macht, so die jahrelangen Zimmerpartner, seien die Solisten. Wer anderes könnte das sein, als der Abschlussjahrgang selbst? Aber – und das heben die Redner besonders hervor – nun seien sie bereit diese Rolle anderen zu überlassen, einem neuen Jahrgang. Die anwesenden jüngeren Schülerinnen und Schüler sind selbstverständlich geschmeichelt, müssen aber doch erst mal schlucken. Ehe sie im nächsten oder übernächsten Jahr, das Abiturzeugnis in der Hand, oben auf der Bühne stehen dürfen, haben sie noch einige harte Etappen vor sich.

Ein besonderes Highlight ist wie jedes Jahr die Vergabe der Hansenberg-Awards. Sie werden vom Land Hessen, den Partnerfirmen, Linde AG, Commerzbank und Altana AG, sowie der Internatsschule Schloss Hansenberg selbst verliehen. Damit sollen nicht Schülerinnen und Schüler mit herausragenden Noten sondern solche, die sich durch besonderes Engagement, z. B. in einer der vielen Musik-AGs, auf der Bühne als Teil des Theater- oder Musical-Ensembles, bei Wettbewerben oder im internen Schul- bzw. Internatsalltag besonders hervor getan haben, geehrt werden. In diesem Jahr stehen am Ende der Verleihung stolz und strahlend Charlotte Katzer, Christian Kuntz, Andrea Seiermann, Ian Gierczak, Simon Geißen und David Drengk im Kreise ihrer Laudatoren auf der Bühne.

Bevor es endlich an die heiß ersehnte Zeugnisvergabe geht, darf sich das Publikum noch einiger musikalischer Beiträge einzelner Abiturientinnen und Abiturienten erfreuen und auch der Sprecher des Elternbeirats, Herr Risius, dessen Tochter im nächsten Jahr Abitur machen wird, richtet noch einige nette Worte an die Absolventen. Eine besondere Überraschung hat sich eine Lehrerin gemeinsam mit einer ehemaligen Schülerin aus gedacht. Frau Schwindt, die privat im Chor singt, überrascht mit einem wunderschönen Duett mit Christina Plump, die in ihrer Zeit am Hansenberg im Musical mitwirkte und es schließlich leitete. Drei Jahre lang hat die Lehrerin Schülerinnen und Schüler aus dem vierten Hansenberg-Jahrgang intensiv betreut, Christina hat den Hansenberg im letzten Jahr verlassen und kann daher noch gut einschätzen, wie sich der Abschlussjahrgang jetzt fühlt. Wissend können die beiden ihm daher Mut machen: „You will always be yourself […] you’ll never lose what we all have.“

WG-weise werden die Abiturientinnen und Abiturienten nun auf die Bühne gerufen. Jede WG hat einige Bilder von sich aus den letzten drei Jahren zusammengestellt, die zu ebenfalls selbst ausgewählter Hintergrundmusik bei ihrem Auftritt über die Leinwand flimmern. Gleich die erste Wohngemeinschaft scheint den Nagel auf den Kopf getroffen zu haben. „It’s the final countdooown…“ ertönt es, als sie die Bühne betreten. Die Abiturientinnen und Abiturienten werden unter Umständen noch mit einigen Worten des Schulleiters bedacht, und erhalten ihr Abiturzeugnis von ihrem Mentor aus dem Lehrerkollegium sowie der stellvertretenden Schulleiterin Frau Maier. Wenige Schritte hinter eben genannten wartet auf sie ihr Sozialpädagoge der sie entweder liebevoll in den Arm nimmt oder cool mit Handschlag beglückwünscht, um ihnen zu guter letzt eine Flasche des berühmtberüchtigten selbst gelesenen (angeblich vor Hansenberger-Blut triefenden) Hansenbergweins Jahrgang 2006 überreicht. Der Jahrgang hat im hessischen Landesabitur einen Notendurchschnitt von 1,63 erzieht und so können die Abiturientinnen und Abiturienten auch mächtig stolz sein, als sie wieder auf ihren Stühlen Platz genommen haben.

Vielleicht könnten die Absolventen ein bisschen vom allseits bekannten Hansenberg-Spirit in der Welt verbreiten, schlägt Vera zum Abschluss ihrer Moderation vor und mit Sicherheit nickt Herr Herbst in der ersten Reihe in diesem Moment ganz besonders wissend. Wehmütig blicken die beiden Moderatoren ein letztes Mal auf „die Großen“, die dort festlich angezogen und mit wässrigen Augen vor ihnen sitzen. Mit ihrem Schlusswort sprechen die beiden sicherlich allen Anwesenden im Raum aus der Seele: „Ihr habt uns gezeigt, dass ihr es nicht nur schulisch, sondern auch menschlich drauf habt. […] Wir wünschen euch alles erdenklich Gute und unendlich viel Glück und Erfolg im Leben!“ Auf der großen Leinwand schräg links an der Bühne kann man den Abiturjahrgang 2009 in schwarzen Kutten gemäß ihrem Abi-Motto „Abitology“ (ihre „Sekte“) am Abi-Scherz sehen. Der Abiturient Paul Eckartz betritt mit seiner Gitarre die Bühne. Während noch einmal bunt gemischt Bilder des gesamten Jahrgangs aus ihrer Zeit am Hansenberg auf der Leinwand zu sehen sind, singt und spielt er den von ihm komponierten Abitur-Song 2009, während nicht wenige Krokodilstränen über die Wangen der Anwesenden kullern: „So viel passiert, soviel geschehen. Wir hätten nie gedacht, dass wir irgendwann hier stehen. So viel durchgemacht, so viel gesehen, aber jetzt ist es Zeit… Zeit für uns zu gehen.“