Die USA sind das Land der Freiheit, wie alle, die ich gefragt habe, warum sie ihr Land so lieben, sofort geantwortet haben. Natürlich abgesehen von Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Autobahnen und Alkohol ab 21. Außerdem sind die USA aber auch das Land, indem man bekanntermaßen die verschiedensten und unglaublichsten Dinge findet. Zum Beispiel konnte ich es nicht fassen, als meine Gastschwester im „Steak’n Shake“ (einem Fast Food Restaurant) ihre Pommes im Milchshake versenkte – mit Absicht.
So erlebte ich in meinem Auslandspraktikum den einen oder anderen, mal größeren, mal kleineren Kulturschock. Denn auch, wenn die amerikanische Kultur noch deutlich von der europäischen geprägt ist, irgendwie ist sie doch ganz anders.
Die Reise begann mit unglaublich viel Aufregung, aufgeregten Eltern, Freunden, und ich konnte es natürlich auch kaum erwarten, ganz alleine in die USA zu fliegen. Auch wenn mein Flug von Washington DC nach St. Louis vier Stunden Verspätung hatte, ich habe mich sehr gut mit zwei älteren Ehepaaren unterhalten, die mich während der Wartezeit mit Keksen versorgten. Ab dem Moment fing ich an, Bekanntschaft mit der amerikanischen Gastfreundschaft zu machen. Meine Gastfamilie empfing mich am Flughafen mit einem Willkommensschild und mir wurde recht schnell klargemacht, dass ich jetzt ein Teil der Familie bin, und dass das große Haus in Swansea, einem typisch amerikanischen Vorort, für die vier Wochen mein Zuhause sein würde. Und genau so fühlte es sich auch an. Schon am ersten Tag ging es los mit Sightseeing in St Louis: auf dem Gateway Arch die Stadt von oben sehen, die Brauerei besichtigen genauso wie das Baseballstadion. Das Highlight war, dass meine Gastfamilie mich ein Wochenende lang mit nach Chicago nahm, und ich bin immer noch beeindruckt von dieser Erfahrung. Aber auch sonst wurde es nie langweilig, unter anderem bei einem Krimi-Dinner auf dem Mississippi, bei einem Hockey- Spiel, im größten Cowboystiefel Laden der Welt und mir wurde zum Beispiel mit „Taco Tuesday“ und Pancakes zum Frühstück die amerikanische Kultur nähergebracht. Ich lernte, dass Amerikaner kein Stockbrot kennen und gerne viel fernsehen, aber vor allem, wie gastfreundlich die Menschen dort waren.
Das erfuhr ich auch in meinem Praktikum in der „Functional Genomics Group“ von Millipore Sigma, einem Tochterunternehmen von Merck. Obwohl man als Praktikant im Labor nicht sonderlich viel selbst machen darf, interessant war es allemal, den Angestellten bei der Arbeit mit Bakterien, Viren und DNA zuzuschauen und viel Nützliches über ein Thema zu lernen, das mich schon von vorneherein interessierte. Und auch dort wurde ich in die Familie aufgenommen, habe mich mit allen Leuten angefreundet, sogar mit der Kassiererin in der Mensa oder mit Menschen, die mich im Badezimmer angesprochen hatten, ob ich neu sei. Ich hörte den Lästereien beim Mittagessen zu und gewann mit einem Kollegen ein Freizeitspiel bei einem gemeinschaftlichen Grillen, ging in das „scariest haunted house of he US“ (und das kurz vor Halloween) und wir konnten es alle nicht fassen, wie schnell die Zeit vorbeiging und ich wieder nach Hause musste.
Nach vier Wochen amerikanischem Patriotismus, großen Pickups und fettigem Essen, Shoppen und wenig Schlaf habe ich dieses Land auf seine eigene Art lieben gelernt und habe das Gefühl, mich mehr in den amerikanischen Lebensstil hineinversetzen zu können. Ich werde immer wissen, dass es in St Louis ein drittes Zuhause gibt (das zweite ist natürlich der Hansenberg), zu dem ich immer zurückkommen kann, woran mich ein kleiner Schlüsselanhänger neben vielen anderen Souvenirs erinnert. Zu meiner Gastfamilie habe ich immer noch Kontakt, voraussichtlich werden sie mich nächstes Jahr besuchen und ich freue mich schon sehr darauf.
Insgesamt weiß ich, wie viel Glück ich mit meinem Praktikumsplatz hatte und werde die Zeit dort vermissen – auch wenn es natürlich schön ist, wieder normales Brot essen zu können.
Malin Spiegelsberger, Q1