Maria Marburger, Q1 · 15.10. - 09.11.2012

Italien

Am 12. 10. 12 ging’s los nach Mailand. Nicht nur meine erste Reise alleine, sondern das auch noch in ein Land von dem ich bis zu dem Zeitpunkt nur wenige Dinge wusste: Italiener machen gute Pizza, lieben ihre Mamas, spielen (leider) guten Fußball und –besonders die Mailänder- machen perfekten Espresso.

Als ich also im Flieger saß machte ich mich darauf gefasst, einen 4 Wochen „Italienisch für Anfänger“-Kurs in der Hardcore-Version zu erleben. Kaum aus dem Flieger gestiegen begrüßte mich meine Gastmutter. Sie erklärte mir in perfektem Englisch, wo sie wohnen, fragte, was ich denn vorhabe und ob ich meine Wäsche lieber selber mache. Ich war etwas überrumpelt von der italienischen Offenheit und auch von der Sprache, aber das war erst der Anfang. Das erste Aufeinandertreffen mit der Familie verlief reibungslos und was gab es zum Abendessen? Pizza und danach einen Espresso.

Am ersten Wochenende haben meine Gastmutter und ich die Transportprobleme geregelt und uns die Stadt ein wenig angeguckt. Ziemlich schnell habe ich bemerkt, dass Mailand deutlich mehr zu bieten hat, als nur Shopping. Zum Beispiel gibt es da auch Tauschbörsen, wo man seine alten Klamotten hinbringt und sich neue holt. Natürlich konnte ich nicht meine Socke gegen ein Abendkleid tauschen.

In den ersten zwei Woche war hauptsächlich Sightseeing angesagt. Der Mailänder Dom, die Scala, Kunstmuseen, Designmuseum. Nichts durfte ausgelassen werden. Aber es hat sich wirklich gelohnt. Am Ende der ersten Hälfte konnte ich nachts extrem gut schlafen und hatte das Gefühl, schon alles von Mailand gesehen zu haben. Dieses Gefühl verflog, als meine 18-jährige Gastschwester mich fragte: “Do you want to go out tonight?“ und ich das Unüberlegteste dieser 4 Wochen tat: Ich sagte ja, ohne zu fragen, wohin wir mit welchem Verkehrsmittel gehen. Genau möchte ich das jetzt auch nicht erläutern aber lasst euch eins gesagt sein: Fahrt niemals nachts mit dem Fahrrad auf der Straße durch Mailand! Wenn es eine Sache gibt, die die Autofahrer dort noch weniger interessiert, als Verkehrsregeln, dann sind das Fahrradfahrer.

Die Höhepunkte der dritten und vierten Woche waren meine erste Italienischfußballerfahrung in San Siro, dem Stadion von Inter Mailand, wo Inter einen grandiosen 3:2 Sieg errang und der Trip nach Venedig über das lange Wochenende. Dort hatten wir nicht nur mit 25°C Hitze zu kämpfen, sondern auch mit 40 cm „aqua alto“, was so viel heißt, wie: “Wer ohne Gummistiefel kommt ist entweder blöd, oder Tourist!“. So entwickelte sich die Reise in die italienische Stadt der Engel in ein Abenteuer.

Aber um zum Wichtigsten zu kommen, mein Praktikum bei Lufthansa Cargo. Was mir gleich am ersten Tag gesagt wurde: Wir duzen uns hier untereinander. Wir wollen kein „Sie“ hören. Also setzte ich mich an meinen Arbeitsplatz und schwupp, waren auf einmal 20 Italiener/innen da, um mir Ciao und ihre Namen zu sagen. Es ist unglaublich, wie viele Italiener Andrea, Marco, oder Toni heißen. Auf jeden Fall wurde mir mit den Kollegen (von denen übrigens viele deutsch gesprochen haben) nie langweilig und auch die Arbeit war viel interessanter, als ich gedacht hatte. Kopierer und Scanner wurden so gut, wie nie benutzt und die Kaffeemaschine spuckte auf Knopfdruck bessere schwarze, heiße Brühe aus, als in deutschen Cafés serviert wird. Gleich zu Beginn bekam ich Aufgaben, die mich forderten.

Ich bekam Zugang zu vielen Daten der LCAG und durfte recherchieren, rechnen, Präsentationen erstellen, Meetingräume vorbereiten und vor Allem: Ich durfte Verantwortung übernehmen. Nach den 4 Wochen im Praktikum, im wunderschönen Mailand in bella, bella Italia hatte ich wirklich das Gefühl, etwas Sinnvolles gemacht und den Kollegen damit geholfen zu haben. Außerdem hatte ich die Italiener, besonders meine Gastfamilie und den netten alten Herren vom Zeitungsstand und die österreichischen oder deutschen Einwanderer die dort arbeiteten sehr ins Herz geschlossen.

Als ich dann wieder in Linate am Flughafen stand mit 5 Kilo Übergepäck (verursacht durch Parmesan, Nudeln, Pesto allen möglichen Geschenken und vielleicht auch durch ein paar Klamotten, die sich dazu entschieden hatten, mit mir zu kommen) konnte ich zurückblicken auf 4 Wochen bei einer supernetten Gastfamilie in einem tollen Unternehmen mit unglaublich netten Kollegen in einer wunderschönen Stadt und ich kann sagen:

Ciao Milano, ich komme zurück!