Sa, 20.01.2007

Themenabend Lernen durch Leiden – Theaterstück Orestie erläutert Recht und Pädagogik der Antike

Ein Kinderchor á la Hitlerjugend, ein riesiges Becken voll blutrot gefärbtem Wasser und eine Familie, in der Mord und Rache auf der Tagesordnung stehen – das sind die Impressionen des antik-modernen Theaterstücks Orestie, das eine Gruppe von Hansenberg-Schülern zusammen mit Herrn Dr. Müller am 21. Januar 2007 im Schauspiel Frankfurt besuchte.

Aischylos erzählt die blutige Geschichte des fluchbeladenen Geschlechts der Atriden, die mit der Rückkehr König Agamemnons aus dem Trojanischen Krieg beginnt. Klytaimnestra, seine Frau, nimmt Rache an ihm, der vor seinem Abschied die Tochter Iphigenie den Göttern geopfert hatte. Der gemeinsame Sohn Orest beschließt nach seiner Heimkehr gemeinsam mit seiner Schwester Elektra, Rache an der Mutter zu üben. Nach der Ermordung Klytaimnestras flüchtet Orest zum Tempel des Apollon, wo es zu einem Gerichtsverfahren kommt. Da die Götter diesen Fall nicht entscheiden wollen, wird ein Geschworenengericht einberufen, das über Recht und Unrecht entscheiden soll.

Am Ende des spannenden und unterhaltsamen Themenabends dachten sich die begeisterten Zuschauer: „So schnell können fünfeinhalb Stunden vorübergehen!“ Diese teilten sich genaugenommen in drei Theaterstücke, da die Orestie die einzig vollständig erhaltene Tragödien-Trilogie der Antike ist. Die einzelnen Teile waren durch Pausen getrennt und unterschieden sich deutlich in ihrer zunehmenden Modernität. „Wir sahen nicht nur einen Gründungstext des Theaters, sondern auch der europäischen Demokratie.“, so ein Schüler. Der finale Beifall war durchaus berechtigt, da das vergleichsweise kleine Ensemble an Schauspielern, die in verschiedenen Rollen ihr Können zeigten, und die Regisseurin Karin Neuhäuser bombastisches provozierendes Theater präsentierten, dessen großartige Bilder man einfach nicht vergessen kann.