So, 25.03.2007

SchülerInnen aus den Jahrgangsstufen 12 und 13 fahren zu einem Konzertbesuch in die Alte Oper nach Frankfurt: Ensemble Modern Metropolis-Filmmusik

Wenn die Hansenberger sonst in die Alte Oper nach Frankfurt fuhren, stehen fast immer Konzerte verschiedener Orchester auf dem Programm und es werden Stücke von beispielsweise Beethoven, Strawinsky, Berlioz oder Bruckner gespielt. Dieses Mal stand neben der Musik auch ein Film im Mittelpunkt des letzten musikalischen Ausfluges der 13er-Musikkurse, die Verstärkung von interessierten Schülern der anderen Jahrgänge erhielten. Insgesamt fuhren so an die 80 Schüler in zwei Bussen gen Frankfurt, sie sahen auf einer großen Leinwand den über zwei Stunden dauernden Film „Metropolis“ in einer rekonstruierten und digital restaurierten Version aus dem Jahr 2001. Statt der Uraufführungspartitur von Gottfried Huppertz erklang eine moderne neukomponierte Filmmusik, die das renommierte Frankfurter „Ensemble Modern“ unter der Leitung von Francois-Xavier Roth bei dieser Deutschen Erstaufführung vortrug.

Achtzig Jahre ist es her, dass „Metropolis“, der erste Science-Fiction-Film der Welt, in Berlin Premiere feierte. Obwohl der Stummfilm des bekannten Regisseurs Fritz Lang weder Menschenmassen in die Kinos lockte noch die Kassen der „Ufa“ füllte, wurde Metropolis zum Meilenstein der Filmgeschichte. Dank der „Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung“ und dem „Bundesarchiv Filmarchiv“ entstand eine rekonstruierte Version des Films, die dem Premierenfilm von 1927 so nahe wie möglich kommt.

In Fritz Langs Film wird eine sehr einfach zu begreifende Klassengesellschaft (Unterwelt der Arbeiter, Oberwelt der Reichen) mit einer komplexeren zwischenmenschlichen Handlung gefüllt, in der Liebe, Hass und unmenschlicher Erfindergeist aufregende Pirouetten schlagen. Mensch und Maschine gehen z. T. unheimliche Symbiosen ein.

Statt der originalen Filmmusik für großes Orchester von Gottfried Huppertz erklang bei dieser Aufführung nun jedoch moderne Live-Musik, die der Argentinier Martín Matalón im Auftrag des IRCAM (Institut de Recherche et Coordination Acoustique/Musique) am Centre Pompidou in Paris, einer führenden Forschungseinrichtung für Akustik und Musik, komponierte. Matalóns Musik will die urbanen und futuristischen Visionen Fritz Langs in die Gegenwart übersetzen und benutzt dazu moderne Sounds. Elektronik verbindet sich mit Rock, Jazz, Perkussion und Synthesizer-Mustern zu einer völlig neuen Komposition.

Zusammen übermittelten der Film und die Musik einige Motive, die auch auf die heutige Zeit anwendbar sind: Klassengegensätze, Machtmissbrauch, Entfremdung des Menschen im Arbeitsprozess sowie die immer wichtiger werdende Bedeutung von Zeit und ihre ökonomische Nutzung. Fritz Lang benutzt gewaltige Bilder, wie damals „special effects“ durch zuckende Blitze oder „magische“ Heiligenscheine oder beispielsweise Massenszenen, wo Arbeitslose „von der Straße“ die arbeitende Schicht von Metropolis mit einem riesigen personellen Aufwand spielen. Auch die vielfältige „extreme“ Architektur fällt auf; von der mittelalterlichen Hütte über den gotischen Dom bis hin zum riesigen „Neuen Turm Babel“ und einem prachtvollen Sportstadion, was auch zur Ideologie der Nationalsozialisten passt (deren Zeit kurz nach der Filmpremiere beginnt). Als erster Science-Fiction-Film der Welt wird Metropolis zum weltberühmten Meilenstein der Filmgeschichte, in dem bereits Roboter, Bildtelefone und eine große Energiezentrale als Zukunftsvision Langs zu sehen sind. Diese Entwicklung geht jedoch wohl doch auf Kosten der Handlung, da Fritz Lang den technischen bzw. futuristischen Rahmen über die Stringenz der Dramaturgie setzt.

Auf der Rückfahrt zum Hansenberg gab es im Bus bereits einige Diskussionen zum motivisch überladen wirkenden Film, der die Menschen zur Zeit der Premiere von 1926 sicherlich überfordert hat. Die Meinungen waren breit gestreut, die Filmmusik wurde von einigen Schülern kritisch betrachtet, so wurde zum Beispiel die Frage nach dem Sinn einer „peinlichen Pause“ des Orchesters (kurz vor dem Ende des Films) gestellt. Matalon hatte hier (wie tags darauf in der FAZ stand) den Film „für sich sprechen lassen wollen“, was unvermittelt wirkte.

Um die Erfahrung reicher, einen alten Stummfilm mit moderner Live-Musik zu sehen, der anders verstanden werden muss als ein moderner Hollywood-Streifen, erreichte die Schülergruppe nach einem erlebnisreichen Abend wieder die eigene kleine „Metropolis“ am Hansenberg.