Fr, 30.05.2008

Besuch des Schauspiels „Der zerbrochene Krug“ im Staatstheater Darmstadt

„Der zerbrochne Krug – Hermann Schein vertraut ganz auf Kleists Pointen“

So titelt die „Nachtkritik“ und trifft damit genau den Punkt.Die gesamte Inszenierung des Darmstädter Ensembles im Staatstheater ist, wie es sich bei diesem Stück auch zu eignen scheint, auf Kleists famose Wortspiele ausgerichtet.

Sogar auf ein ausgeprägtes Bühnenbild wird hierzu verzichtet, lediglich zwei Sessel und einige Sportbänke dienen der Darstellung. Das Zentrum der Bühne zieht trotzdem die Blicke auf sich: Es wird von einem Apfelbaum mit einer einzelnen hängenden Frucht geschmückt – eine großartige Anspielung auf den Sündenfall – schließlich wandelt auch der Dorfrichter Adam auf dem schweren Fuß der Sünde.

Die Darsteller füllen während des gesamten Auftritts ihre Rollen restlos aus und wer das Stück das erste Mal in dieser Besetzung sieht, dem werden sich diese Schauspieler für immerals die einzig wahren Darsteller für dieses Lustspiel einprägen. Grund hiefür ist wohl, dass jeder einzelne Akteur einen eigenen Akzent in die Inszenierung einbringen kann. Genau das gibt der Vorstellung die nötige Würze.

Herausragend spielt hierbei das prächtig harmonierende, sprachgewandte Duo aus Andreas Manz, der als Dorfrichter Adam scheinheilig und hinterhältig agiert, und Matthias Kleinert, der den strengen Gerichtsrat Walter gibt und sich vom allgemeinen Durcheinander und Hin und Her der verfeindeten Parteien vor Gericht unterhaltsam zur Weißglut treiben lässt.

Eine andauernde, lebhafte Bewegung auf der Bühne aller Akteure holt in allen Situationen das Optimum aus dem Bühnenbild und den Dialogen heraus – nur einer schien nicht so recht Lust zu haben, auch nur eine einzige überflüssige Bewegung auf der Bühne zu vollführen aber glänzte gerade durch seine banale Ausdrucksweise und zauberte dem einen oder anderen Zuschauer gespannte Lachmuskeln daher: Gerd K. Wölfle in seiner Rolle als Veit und Vater des angeklagten Ruprecht verkörperte den Veit in einer Banalität bis zur Vollkommenheit. Letztendlich kann der Regisseur Hermann Schein sich beglückwünschen, sich auf die süffisanten Dialoge des Lustspiels verlassen zu haben – es hat sich ausgezahlt und das hat auch die Klasse 11c bei ihrem von Frau Schwindt begleiteten Besuch gemerkt: Dieser Text von H. v. Kleist ist zum Gesprochenwerden verurteilt, nicht zum Lesen, denn nur das Theater kann den Rahmen für eine Situation so stellen, dass die Genialität dieses Textes zum Ausdruck kommt.

Felix Schweren, 11c