So, 21.05.2017

Landesschulsprecher Fabian Pflume

Fabian Pflume (Q2) ist zum neuen Landesschulsprecher gewählt worden
Interview mit Fabian Pflume, Landesschulsprecher Hessen

Hallo Fabian, erstmal zu Beginn, alles Gute zu Deinem neuen Amt als Landesschulsprecher. Kam diese Wahl für Dich überraschend?


Ja und Nein. Die Arbeit in der Landesschülervertretung mache ich ja jetzt schon seit einigen Jahren und ich war im letzten Jahr bereits stellvertretender Landesschulsprecher, insofern bahnte sich das irgendwie an, zumal der ehemaliger Landesschulsprecher, André Ponzi dieses Jahr seine Schullaufbahn beendet hat und somit jemand Neues gesucht wurde. Trotzdem ist es natürlich ein toller Moment, dann soviel Vertrauen entgegen gebracht zu bekommen und als geeignet für diese, ja doch große Aufgabe angesehen zu werden.

Verändert das jetzt viel in deinem Alltag? Was sind typische Aufgaben als Landesschulsprecher?
Im letzten Jahr konnte ich als Stellvertreter schon Erfahrung sammeln, das hilft mir jetzt sehr. Trotzdem ist der Posten des Landesschulsprechers doch nochmal um einiges umfangreicher.

Meine Aufgabe ist die Interessenvertretung der Schülerinnen und Schüler Hessens. Deshalb befassen wir uns in der Landesschülervertretung mit allen bildungspolitischen Themen. Über unsere Positionierung stimmen Delegierte aus allen Kreisen und Städten Hessens ab. Und diese Beschlüsse vertrete ich dann gegenüber der Politik, etwa bei Gesprächen mit Landtagsabgeordneten oder dem Kultusminister, den Medien und der Öffentlichkeit. Zusätzlich organisiert der Landesvorstand der LSV eigene Veranstaltungen, letzte Woche haben wir zum Beispiel zu einer Podiumsdiskussion zum Thema Wählen ab 16 unter anderem Thorsten Schäfer-Gümbel eingeladen.
Außerdem ist es uns wichtig, dass wir nicht nur die Situation und Probleme an unserer eigenen Schule kennen, sondern uns mit möglichst vielen Mitschülerinnen und Mitschülern austauschen. Ich besuche deshalb nächste Woche den Stadtschülerrat Offenbach und besuche so oft es passt fremde Schulen. Und wir stehen in Kontakt mit allen anderen politischen Verbänden, die sich mit Jugendlichen oder Schule befassen. Das sind zum Beispiel Lehrergewerkschaften, der Landeselternbeirat oder Jugendparlamente und Jugendorganisationen der Parteien.

Wow! Das klingt ja nach einem Haufen Arbeit…ist das nicht manchmal anstrengend, vor allem mit der Schule nebenbei? Was motiviert dich?
Klar ist sowas nicht jedermanns Sache und wer sich als oberstes Ziel ein 1.0-Abitur gesetzt hat, der sollte sich das Ganze zweimal überlegen. Es kommt schon öfters vor, dass ich LSV-bedingt mal Unterricht verpasse und ja, das ist natürlich auch zeitaufwendig und manchmal auch anstrengend. Mich selbst motivieren eigentlich hauptsächlich mein politisches Interesse und das Gefühl, wirklich etwas erreichen zu können. Außerdem funktioniert unser System eben nur über die Mitwirkung jedes Einzelnen. Politische Partizipation sollte nicht nur Privileg der Meinungsäußerung sein, sondern Pflicht jedes Bürgers zur Stütze der Demokratie.
Was sind Dinge, die wir an diesem System noch verbessern könnten?
Was mir persönlich immer ein besonderes Anliegen ist, ist der Aspekt der Gerechtigkeit. Das klingt jetzt erstmal sehr hochtrabend und dramatisch, aber Gerechtigkeit beginnt schon im Kleinen und eben auch in der Schule.

Wie das?
Der für mich offensichtlichste Ansatz ist der der Chancengleichheit. Ein Professorenkind hat eine fünfmal höhere Chance aufs Gymnasium geschickt zu werden als eines aus einer Nichtakademiker-Familie. Dabei müssen gerade in diesem Bereich wirklich alle die gleichen Perspektiven haben. Sowas wird in der Politik viel zu sehr runtergeredet oder gar ignoriert und deshalb ist es nötig, dass wir, als Schülerschaft, die wir direkter von Missständen im Bildungssystem betroffen sind als jeder andere, darauf aufmerksam machen.

Also wirst Du Deine Position als Landesschulsprecher nutzen, um Dich für mehr Chancengleichheit einzusetzen?
Für mehr Gerechtigkeit, ja, zumindest möchte ich es versuchen. Es gibt im Themenfeld Schule und Bildung ganz verschiedene Bereiche in denen man Dinge verbessern kann und müsste. Das fängt an bei der allgemeinen Kommunikation zwischen Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften und Eltern und geht über die stärkere Gleichberechtigung verschiedener Schülergruppen bis hin zur Frage nach einem angemessenen Maß an Hausaufgaben.

Vielen Dank für diese umfassenden Antworten. Zum Abschluss noch etwas, was Du den hessischen Schülerinnen undSchülern mit auf den Weg geben willst?
Es ist wichtig, dass wir uns damit beschäftigen, wie wir täglich leben und lernen wollen. Dass wir und darüber Gedanken machen, in welchem Umfeld wir den Großteil unseres Tages verbringen wollen. Und dass sie sich für ihre Rechte einsetzen sollen. Unrecht kann nur verhindert werden, wenn es gehört wird und so sollte jeder, der sich in irgendeiner Form unfair behandelt fühlt oder Verbesserungen anregen will, darauf aufmerksam machen. Nur so kann die LSV die Wünsche der Schüler umsetzen und ihre Interessen vertreten. Und nur so kann Schule schülergerechter gestaltet werden.

Danke für das Interview!
Gerne.

Interviewerin: Julia v. Kimakowitz, Q2