19. - 20.01.2024

"Jedermann (stirbt)"

Rezension zur Theateraufführung der Q3
Von Laetitia Sander

„Jedermann (stirbt)“ – So sexy wurde noch nie gestorben

Der Teaser im Programmheft der Teateraufführung der Q3 am Hansenberg hält, was er verspricht. Zurück am Berg nach den Weihnachtsferien hatten Schüler, Eltern und weitere Mitglieder der Schul- und Internatsgemeinschaft am 19. und 20. Januar die Möglickeit, der Aufführung von „Jedermann (stirbt)“ beizuwohnen, an der die Theater-AG des 19. Jahrgangs unter der Leitung von Herrn Müller seit Beginn des Schuljahres gearbeitet hatte. Aufgeführt wurde ein Stück von Ferdinand Schmalz, der mithilfe der Vorlage des Schriftstellers Hugo von Hofmnansthal das Stück über Geld, Macht und Tod in die heutige Zeit katapultierte. Jedermann als Repräsentant der vom Kapitalismus zerfressenen Gesellschaft wiegt sich auf seiner eigenen dekadenten Party in Sicherheit. Doch während die Welt außerhalb seines Gartens blutig und hässlich ist, lebt Jedermann in Saus und Braus und hat nur für sich selbst tonnenweise Geld übrig. Der arme Nachbar Gott beschließt, diesem eine Lektion zu erteilen. Und so findet sich Jedermann kurz darauf flehend in den Armen der Buhlschaft Tod wieder, die ihn in die Hölle bringen möchte. Denn jetzt dämmert es ihm: Erst mit dem Tod lebt jedermann richtig und überdenkt seine Handlungen, sodass alle Bettelei und guten Vorsätze zu spät kommen.
Doch bei der ernsten Übermittlung der Gesellschaftskritik kam natürlich die Unterhaltung nicht zu kurz. So sorgten wilde Dance-Moves und Partymusik für eine Auflockerung und hallendes Gelächter in der Aula, ebenso wie die raffiniert eingesetzten anzüglichen Textpassagen, Kostüme und Gesten, die der ganzen Inszenierung noch den richtigen Schliff verliehen, das Abdriften der Gesellschaft im Stück in falsche Bahnen verdeutlichten und den Kontrast zu dem schlicht oder in weiß gekleideten armen Nachbarn Gott herausstellten. Ebenfalls beeindruckend war die Umsetzung der minimalistischen Spielweise. So wurden (bis auf den einen oder anderen Geldschein von Jedermann) kaum Requisiten verwendet und auch der schwarze Bühnenhintergrund ließ das Publikum vollständig in die Handlung auf der Bühne eintauchen.
Die Begeisterung der Besetzung war im ganzen Raum spürbar, nicht zuletzt, weil der Cast mit einer guten Textsicherheit und einer überzeugenden Spielweise beeindruckte. Besonders Eindruck machte die sich während einiger Szenen immer im Hintergrund befindende teuflisch gute Gesellschaft, die unbeschwert und teilnahmslos zur aktiven Handlung zu eingängigen Rhythmen tanzt, während Jedermann gerade auf seiner eigenen Fete von einer nicht geladenen Buhlschaft Tod wortwörtlich zu Tode erschreckt wird. So entstand eine enorme Lebendigkeit auf der Bühne, vor allem weil die teuflisch gute Gesellschaft innerhalb von Sekunden wieder präsent war, um stichelnd das Geschehen zu kommentieren.
In Zusammenarbeit mit der Technik wurde stets alles ins richtige Licht gerückt und die Pointen des Stückes noch einmal hervorgehoben. Wenngleich das vollständige akustische Verständnis in den letzten Reihen durch leiser gesprochene Textpassagen erschwert wurde, bleibt der ganze Abend ein gelungenes Ergebnis dessen, woran die AG jede Woche gearbeitet hat. Der Aufführung regte in inspirierender Weise zum Nachdenken an und riss das Publikum in seinen Bann, was dieses bei dem finalen „Black“ mit begeistertem Beifall zum Ausdruck brachte.