Di, 26.08.2008

Feed me! – Besuch des Stücks „Little Shop of Horrors“ im English Theatre in Frankfurt

Von blutdurstigen Pflanzen und tollpatschigen Blumenhändlern

Sie ist groß, sie ist grün, sie spricht und: sie will Blut! Menschenblut! Mit ihrem „Feed me!“ hält die von einem anderen Stern stammende, fleischfressende Pflanze den armen Seymour gehörig auf Trapp; der im Blumenladen angestellte Tollpatsch hat auf einmal noch ganz andere Gründe, sich in die Finger zu schneiden als zuvor. Nicht, dass er dabei einen schlechten Deal machen würde, ganz im Gegenteil: Die Karnivore namens Audrey II bietet als Gegenleistung die Erfüllung all seiner Wünsche an. Ob „Dinin’ out for every meal“ oder „A Cadillac car“, nichts übersteigt ihre Reichweite – was zählt da schon ein bisschen Blutverlust?

Das geneigte Publikum jedenfalls, das sich schier biegt vor Lachen, wenn Seymour über die Bühne des English Theatres Frankfurt stolpert, ist voll der Begeisterung. Darunter eine kleine Gruppe von Hansenbergern, die sich versammelt hat, um dem Vergnügen der besonderen Art zu frönen, handelt es sich bei „The Little Shop of Horrors“ doch um ein TUSCH-Projekt. Eine Abkürzung, die – so freundlicherweise im Vorfeld erklärend der Theaterpädagoge Michael Gonszar – für „Theater Und SCHule“ steht, in diesem konkreten Fall für die Kooperation mit dem Gymnasium Oberursel.

Dementsprechend handelt es sich bei einem Großteil der Schauspieler um Schüler und Ehemalige eben dieser Einrichtung. Das macht denn auch die hier und da augenscheinlich mangelnde Synchronität der Choreographien, die man so vom Ensemble des English Theaters nun wirklich nicht kennt, ebenso erklärbar wie den unüblicherweise herauszuhörenden deutschen Akzenten der Darsteller. Wohl bemerkt: ein kleines Manko, das den Theatergenuss jedoch keinesfalls mindert. Spätestens wenn Audrey II wieder einmal mit eindruckvoller Stimme nach Blut verlangt ist nämlich jeglicher pädagogischer Hintergrund vergessen. Statt dessen zählt nur noch: „if you feed me, Seymour I can grow up big and strong.“

Tabea Bauermeister, 13c

„In Zeiten von Genmanipulation und Klonschäfchen sind monströse, Menschenfleisch vertilgende Pflanzen keine bizarre Sensation mehr, sondern Teil unserer engsten Vorstellungswelt“, heißt es www.musicalzentrale.de, doch wer die aktuelle Inszenierung des Musicals „Little Shop of Horrors“ im English Theatre Frankfurt gesehen hat, den hat die Monsterpflanze Audrey II mit ihrer ewigen blutrünstigen Forderung „Feed me!“ vielleicht trotzdem noch bis in seine Albträume verfolgt.

Zwanzig Hansenberger waren am Samstag, den 16. August bei der Premiere dabei und ließen sich, zusammen mit den Eltern der im Rahmen des Programms TuSch (Theater und Schule) eingesetzten Laien-Schauspielern aus den Klassen 9–13 des Oberurseler Gymnasiums und Kultusminister Banzer, der sich diese Höchstleistung hessischer Schüler ebenfalls nicht entgehen lassen wollte, zwei Stunden lang von der eher einfachen aber dafür sehr skurrilen Geschichte rund um den verfallenen Blumenladen des Immigranten Mushnik in einem armen Vorstadtbezirk, der nach der Entdeckung einer zunächst kleinen und scheinbar ungefährlichen fleischfressenden Pflanze, die bald als Sensation gehandelt wird, wieder zu prosperieren beginnt, berieseln.

Für die gelegentlichen Lacher sorgten vor allem der geizige Blumenhändler Mushnik, dem die Inszenierung einen starken „deutschen“ Akzent, der eigentlich eher ans Osteuropäische erinnerte, verliehen hatte sowie ein masochistisch veranlagter Zahnarzt, der schlussendlich an einer Überdosis Lachgas stirbt. Die romantische Komponente brachte die versteckte Liebe des von Mushnik aufgezogenen Straßenkindes Seymour, der die Killerpflanze liebevoll großzieht, bevor sie ihr wahres Gesicht offenbart, zu seiner Kollegin Audrey in das farbenfrohe Musical. Auflockerung boten außerdem die Tanzeinlagen der Oberurseler Schülerinnen sowie der wunderbar tiefe Gesang der Killerpflanze.

Insgesamt ein gelungener Abend, an dem man leider hin und wieder heraushörte, dass auch die Hauptdarsteller teilweise keine Muttersprachler waren.

Lisa Buchauer, 13d