Auch die Internationalen Wissenschaftsolympiaden bleiben vom Angriffskrieg gegen die Ukraine nicht unbeeinflusst. Die Internationalen Olympiade für Astronomie und Astrophysik (IOAA) drohte nach den coronabedingten Onlineaustragungen erneut nicht in Präsenz stattfinden zu können, war doch die Ukraine als Gastgeber vorgesehen. Kurzfristig sprang dann glücklicherweise Georgien ein und so ging es für die deutsche Delegation mit Hansenberger Lasse Blum am 13.08. nach Kutaissi (die Wartezeit am Flughafen wurde mit einem spontanen Kosmologie-Vortrag gehalten durch einen der Teilnehmer überbrückt). Mitten in der Nacht erreichte das Team, geleitet von Ivan Kokhanovskyi und Jonathan Gräfe, schließlich die Unterkunft in der modernen Kutaisi International University (KIU) und hatte glücklicherweise noch etwas Zeit zur Erholung, bevor am nächsten Abend die offizielle Eröffnungsfeier mit der Präsentation der rund 40 Teams aus aller Welt in der Staatsoper Kutaissi anstand. Am Ende der Veranstaltung mussten die Teilnehmer ihre elektronischen Geräte bis zum Abschluss der letzten Klausur abgeben, um eine Kommunikation mit den Delegationsleitern, die die Aufgaben übersetzen, zu verhindern.
Vor Beginn der Klausuren gab es am Montag zunächst eine Exkursion zu den Kinchkha Wasserfällen und der orthodoxen Bagrati-Kathedrale, von der aus sich auch ein großartiger Blick über Kutaissi bietet. Die langen Busfahrten boten die Möglichkeit zum Austausch mit den Teilnehmern aus anderen Ländern oder auch Kartenspielen (auch eine Form des kulturellen Austausches). Die Theorieklausur am Dienstag war wohl eine der herausforderndsten in der Geschichte der IOAA und in den fünf Stunden kaum zu schaffen. Zur Erholung diente ein weiterer Ausflug am Mittwoch zum Sataplia Naturschutzgebiet. Dort gab es neben einer Karsthöhle und wunderbaren Aussichten auch konservierte Dinosaurierspuren zu bestaunen.
Auch die Datenanalyse-Klausur am Donnerstag war umfangreicher als gewöhnlich und wurde deshalb von drei auf vier Stunden verlängert. Dennoch war hier zügige, aber fehlerfreie Arbeit beim Umgang mit den Daten von Nöten. Nachdem eine nächtliche Beobachtung mit dem Teleskop dem Wetter zum Opfer fiel (jeden Abend zogen pünktlich zum Sonnenuntergang dichte Wolken auf), folgten am Freitag zum Abschluss der Klausuren gleich zwei Beobachtungsrunden. Die erste testete schriftlich in zwanzig Minuten das Wissen Rund um das Orientieren am und mit dem Himmel. Danach folgten gruppenweise in der glühenden Mittagssonne praktische Aufgaben an den Teleskopen. Die wahren Sterne wurden hierbei durch ausgedruckte Sternbilder auf dem Balkon eines entfernteren Gebäudes ersetzt.
Zumindest für die Teilnehmer war damit der anstrengende Teil geschafft und zahlreiche Delegationen nutzten am Abend die Möglichkeit ihre Kultur in musikalischen oder tänzerischen Vorführungen zu präsentieren. Während die Delegationsleiter am Samstag nach einem eng getakteten Zeitplan die Korrektur anfochten und mal wieder um jeden Punkt kämpften (die deutschen Betreuer mit Abstand am erfolgreichsten), unternahmen die Teilnehmer eine letzte Exkursion, bei der ein botanischer Garten und eine Miniaturausstellung besucht wurden. Den dröhnenden Abschluss bildete ein Bad im Schwarzen Meer, gefolgt von einem malerischen Sonnenuntergang.
Nicht fehlen dürfen bei so einer Veranstaltung natürlich die Ehrungen und so folgte am Sonntag die abschließende Closing Ceremony erneut in der Staatsoper. Die harte Arbeit machte sich schlussendlich bezahlt und das deutsche Team konnte sein bisher bestes Ergebnis mit der ersten Goldmedaille in der noch jungen deutschen IOAA-Geschichte, gleich drei Silbermedaillen und eine Bronzemedaille feiern. Im (inoffiziellen) internationalen Ranking ergibt das einen herausragenden siebten Platz für das deutsche Team. Seinen Beitrag zu diesem Ergebnis leistete Lasse Blum mit einer Silbermedaille.
Nächstes Jahr findet die IOAA in Polen statt. Der deutsche Auswahlwettbewerb beginnt dafür Ende des Jahres mit der ersten Runde als Hausaufgabenrunde. Die Aufgaben werden dann auf der Webseite der des Auswahlwettbewerbs abrufbar sein.